Vorboten neuer Zeiten

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Das Wintersemester begann an den Universitäten mit einem Novum. Erstmals galt die neue, um einen Monat verkürzte Zulassungsfrist. Wer ein Bachelor- oder Diplomstudium beginnen wollte, musste sich bis spätestens 5. September anmelden. Ausnahmen gibt es nur in besonderen Fällen. Die Befürchtung, dass viele Studienanfänger die Frist aus Unkenntnis versäumen würden, hat sich indes nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Nach ersten Rückmeldungen der Studienabteilungen scheint es sogar einen geringen Zuwachs der Studienbeginner gegenüber dem Vorjahr zu geben. Die verkürzte Zulassungsfrist bringt den Unis die seit Langem geforderte Planungssicherheit zu Semesterbeginn. Diese können nun rechtzeitig auf die zu erwartende Anzahl an Studienanfängern reagieren, Lehrpersonal an- und Räumlichkeiten bereitstellen.

Auch in der bislang von verhärteten Fronten geprägten Debatte um Studiengebühren bzw. Zugangsbeschränkungen deutet sich vage ein Aufbruch zu neuen Zeiten an. Bekanntlich geht diese wie ein Keil durch die Regierung. Während die ÖVP - allen voran Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle - sich Studiengebühren wünscht, beharrt die SPÖ auf dem freien Hochschulzugang. Bisher ist es der Regierung nicht gelungen, eine gesetzliche Regelung zu schaffen. Das hat zu der skurrilen Situation geführt, dass derzeit acht der 21 Universitäten Studiengebühren von 363,36 Euro pro Semester einheben. Vorerst aber nur von Studierenden, die zwei Semester über der Regelstudiendauer liegen, und solchen aus nicht-EU-Staaten. An den übrigen 13 Hochschulen studiert man gratis. Beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) liegen bereits Beschwerden gegen die autonomen Regelungen vor. Ob die Universitäten berechtigt sind, autonom Gebühren einzuheben, will der VfGH noch heuer entscheiden.

Leichte Bewegung unter Sozialdemokraten

In dieser angespannten Situation ließ Salzburgs rote Landeshauptfrau Gabi Burgstaller unlängst aufhorchen. Entgegen der Parteilinie kann sie sich verpflichtende Studiengebühren von 363,36 Euro pro Semester vorstellen, fordert aber zugleich, das Stipendiensystem auszubauen: 40 Prozent aller Studierenden sollten in den Genuss von Stipendien kommen. Derzeit erhalten 17 Prozent Förderungen von durchschnittlich 4300 Euro pro Jahr. Burgstaller wünscht sich eine Anhebung der Einkommensobergrenze als Bedingung für den Beihilfebezug um 5000 Euro. Zudem sollen alle Stipendienbezieher eine jährliche Einmalzahlung von 1000 Euro erhalten ("Uni-Tausender“).

Die ÖVP zeigt sich naturgemäß erfreut über die unerwartete Bewegung in der SPÖ. Bevor Burgstallers Vorschlag von den Regierungspartnern diskutiert werden kann, muss die Landeshauptfrau beim SPÖ-Parteitag massiven Widerstand überwinden.

Umfasst Autonomie auch Gebühren?

Auch das von Wissenschaftsminister Töchterle bereits 2011 vorgestellte Modell zur Universitätsfinanzierung sieht einen Ausbau des Stipendiensystems um 8,4 Millionen Euro samt Anhebung der Einkommensgrenzen vor. Damit könnten etwa 2000 zusätzliche Beihilfebezieher finanziert werden. Im Unterschied zu Burgstaller will Töchterle es den Universitäten freistellen, ob sie Studiengebühren einheben.

Welches Modell auch immer sich künftig durchsetzen wird, es kann nicht im Interesse Österreichs liegen, die Anzahl der Studierenden zu senken. Beide Regierungsparteien wollen sie daher halten. Wie die aktuelle Ausgabe der jährlichen OECD-Studie "Bildung auf einen Blick“ zeigt, liegt die heimische Akademikerquote mit 19 Prozent bei den 25- bis 64-jährigen klar unter dem OECD-Schnitt (30 Prozent). Um zwei Prozentpunkte über OECD-Schnitt von 61 Prozent liegt hingegen die Studienanfängerquote. Die Zahl der Hochschulabschlüsse sei gegenüber der Vorjahresstudie jedoch nur um 0,4 Prozentpunkte auf 29,7 Prozent gestiegen, betont die Universitätenkonferenz (Uniko) in einer Aussendung.

Wichtiger als Studiengebühren sind den Rektoren deshalb Zugangsbeschränkungen, vor allem für die traditionell überlaufenen Fächer. "Dieses Missverhältnis lässt sich nur durch die Einführung einer Studienplatzfinanzierung mit klar definierten Kapazitäten korrigieren“, betont Uniko-Präsident Heinrich Schmidinger. Nach dieser, auch von Töchterle favorisierten Finanzierungsvariante, würden Unis und Ministerium im Vorhinein vereinbaren, wie viele Studierende in den Fächern aufgenommen werden können. Nach einem fächerabhängigen Berechnungsschlüssel würden die Unis dann für jeden Studierenden eine fixe Summe erhalten. (r.lw.)

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