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Vorschau auf das Schuljahr

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Ein neues Schuljahr hat begonnen und wirft für die Schulverwaltung neue Probleme auf: Schüler-, Klassen- und Lehrerzahlen, neue organisatorische und pädagogische Maßnahmen u. a. m.

Zunächst ein Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen. Die Zahl der Schulpflichtigen, die im vergangenen Schuljahr (einschließlich des neunten Schuljahres) rund 950.000 betrug, erhöhte sich weiter, und zwar auf fast 980.000, da ein starker Schuleintrittsjahrgang (von etwa 121.000) den nur zirka 93.000 Schüler umfassenden Entlassungsjahrgang 1967 beachtlich übersteigt.

Dieses Weitere Ansteigen der Schulpflichtigen trifft zunächst die Volksschulen, deren Schülerzahl auch im kommenden Schuljahr zunimmt, und zwar um etwa 6000. Die Gesamtschülerzahl von 600.000 wird noch nicht erreicht, weil sich die Schrumpfung der Volksschuloberstufen unvermindert fortsetzt und der Repetentenprozentsatz ziemlich konstant bleibt.

1975: Rekord an Ilauptsehülcrn

Auch die Schülerzahl der Hauptschulen nimmt weiter zu; sie lag im vergangenen Schuljahr bei 225.000 und wird im Schuljahr 1967/68 auf etwa 245.000 ansteigen. In dieser beachtlichen Vermehrung spiegelt sich auch noch der starke Zustrom zu den zweiten Klassenzügen wider, wodurch es wieder zu der erwähnten Schrumpfung der Volksschuloberstufen kommt. Die Ausweitung des allgemeinbildenden höheren Schulwesens hingegen zieht Schülergruppen von den ersten Klassenzügen der Hauptschulen ab. So erklärt sich, daß die Schülerzahlen der zweiten Klassenzüge bereits seit 1963 stark ansteigen, während in den ersten Klassenzügen erst seit 1965 eine leichte Zunahme festzustellen ist. Die Streuung der Schuleintritts-jahrgänge auf die einzelnen Schularten entwickelt sich (am Ende des achten Pflichtschuljahres) in den nächsten Jahren in die Richtung: Hauptschule 55 Prozent, Volks- und Sonderschule 30 Prozent, allgemeinbildende höhere Schulen 15 Prozent; In den siebziger Jahren wird das Verhältnis 60:20:20 erwartet. Mit Rücksicht auf diese Tendenz der Typenproportion und auf die nachrückenden stärkeren Schuleintritts-jahrgänge wird die Hauptschule erst um 1975 die höchste Schülerzahl haben, die bei 300.000 oder noch darüber liegen dürfte.

Auch das Sonderschulwesen wird im kommenden Schuljahr eine höhere Schüleranzahl haben, und zwar etwa 25.500.

Für die Polytechnischen Lehrgänge verfügen wir erst über Erfahrungen aus einem Schuljahr. Die Schüler des neunten Pflichtschuljahres (Schuleintrittsjahrgang 1958) verteilten sich wie folgt: 34,2 Prozent in Polytechnischen Lehrgängen, 33,6 Prozent in mittleren und höheren Schulen sowie 32,2 Prozent in Volks-, Haupt- und Sonderschulen. Der Schuleintrittsjahrgang 1959, der im Schuljahr 1967/68 das neunte Pflichtschuljahr absolviert, ist nur unwesentlich stärker als der vorangegangene. Dennoch wird die Schülerzahl in den Polytechnischen Lehrgängen etwas (von zirka 31.800 auf etwa 30.500) zurückgehen, und das, weil sich der Verteilungsprozentsatz auf die Schi-harten verändert. Der Zustrom zu den mittleren und höheren Schulen weitet sich aus — wahrscheinlich noch durch viele Jahre —, und die Schulbahnberatung setzt immer mehr durch, daß nur solche Schüler in die Polytechnischen Lehrgänge eintreten, die das Abschlußzeugnis (der obersten Schulstufe beziehungsweise Klasse) der Volks-, Haupt- oder Sonderschule erworben haben.

Das allgemeinbildende Pflichtschulwesen wird also im Schuljahi 1967/68 zusammen etwa 895.00C Schüler haben (gegenüber rund 869.000 im vergangenen Schuljahr).

Klassen und Lehrer

Wie viele Klassen für sie geführl werden können, hängt davon ab, wie viele Lehrer zur Verfügung steher und ob der erforderliche Schulraun vorhanden ist. Wie bekannt, sind di< Verhältnisse in der Deckung de Lehrerbedarfes zur Zeit schwierig Im Schuljahr ir'6/67 waren 4501 Dienstposten der Klassen- unc &#9632;BVirhiohrer im alleemeinbildendei hungsweise mußten durch Mehrdienstleistungen oder andere Maßnahmen erfüllt werden. Dabei war mit 30.800 Lehrern im engeren Sinne der höchste Stand erreicht worden, den es in Österreich je gab.

Durststrecke 1969

Im vergangenen Schuljahr betrug die durchschnittliche Schülerzahl pro Lehrer (im engeren Sinne) im allgemeinbildenden Pflichtschulwesen 28,2 (Volksschulen 32, Hauptschulen 23, Sonderschulen 14, Polytechnischen Lehrgänge 25) und war damit etwas höher als früher (1965/66: 27,5 — 1960/61: 27,6). Wenn im kommenden Schuljahr keine Verschlechterung eintreten soll, müssen über den Ersatzbedarf (für ausscheidende Lehrer) hinaus noch zusätzlich rund 1000 Lehrer im engeren Sinne in den Schuldienst eintreten. Da der Lehrernachwuchs (sozusagen brutto) 2600 ausmacht, müßte es im Schuljahr 1967/68 gelingen, zu einer doch fühlbaren Entspannung in der Lehrerversorgung des allgemeinbildenden Pflichtschulwesens zu kommen. Das heißt, das bisherige Manko von 4500 Dienstposten könnte auf etwa 4000 bis 3800 abgebaut werden. Diese Erleichterung wird freilich nur ein Jahr anhalten, denn im Jahre 1968 ist zwar mit einem Lehrernachwuchs von etwa 1500 bis 1600 zu rechnen, aber die steigende Schülerzahl und die Erfüllung des Schulesetzwerkes (so auch der Klassen-schülerhöchstzahl 36 ab 1. September 1968) erforderten etwa ein Dreifaches äer genannten Zahl. Allein der Ersatzbedarf und der Zusatzbedarf [für die steigenden Schülerzahlen) beziffern sich für 1968 höher als der &#187;rwartete Lehrernachwuchs. Die Durststrecke 1969 (der Lehrernachwuchs wird wegen der Umgestaltung äer Lehrerbildung auf Pädagogischen Akademien höchstens 400 bis 450 betragen) ist eine besondere Sorge der Schulverwaltung.

Ein gleich heikles Kapitel ist die Schulraumversorgung. Nach dem Ausmaß des Wechselunterrichtes zu schließen, fehlten im allgemeinbildenden Pflichtschulwesen im Schuljahr 1955/56 etwa 1100 Klassenräume, im Schuljahr 1960/61 rund 850, im Schuljahr 1965/66 zirka 800, aber im Schuljahr 1966/67 fast 900 (Einführung des neunten Schuljahres!). Daß der Fehlbestand nicht größer war, zeigt, welch gewaltige Anstrengungen die Schulgemeinden in der Gewinnung neuen Schulraumes — vielfach Ersatzschulraumes — unternahmen. Aber trotz der erfreulicherweise anhaltenden starken Schulbautätigkeit und der häufigen Zumietuhg von Ersatzschulraum wird sich im Schuljahr 1967/68 eine Verschärfung der Schulraumnot nicht verhindern lassen Denn die Lehrernachwuchslagc-erlaubt die Errichtung von mehr als 1000 neuen Klassen — wenn die durchschnittliche Schülerzahl pre Klasse von 31,2 (des Vorjahres) nicht verschlechtert werden soll, müssen auf jeden Fall mehr als 850 neue Klassen eröffnet werden, darunter etwa 600 an Hauptschulen und 100 an Sonderschulen. Bei den Polytechnischen Lehrgängen ist entsprechend den früher dargelegten Gründen ein Rückgang der Klassen unter 1100 (im vergangenen Schuljahr 1113 Klassen) anzunehmen.

Die Lehrerbildung

Eine besondere Lage entsteht, wie bereits angedeutet, im Bereich der Lehrerbildung für das allgemeinbildende Pflichtschulwesen. Nachdem mit Ende des Schuljahres 1966/67 die fünften Jahrgänge der bisherigen Lehrer(innen)bildungsanstalten ausgelaufen und dementsprechend

14 Lehrer(innen)bildungsanstalten eingestellt worden sind, werden im Schuljahr 1967/68 an nur noch 17 Lehrer(innen)bildungsanstahten einjährige Maturantenlehrgänge mit mehr als 1500 Studierenden geführt. Für deren innere Gestaltung hat das Bundesministerium für Unterricht eine möglichst enge Angleichung an die vorläufige Studienordnung der Pädagogischen Akademien angeordnet, um auf den Übergang zur neuen Lehrerbildung möglichst reibungslos vorzubereiten. Mit Ende des Schuljahres 1967/68 werden weitere

15 Lehrer(innen)bildungsanstalten ihren Betrieb einstellen und wahrscheinlich nur noch zwei verbleiben, an denen im Schuljahr 1968/69 zweijährige Maturantenlehrgänge zu Ende geführt werden.

Inzwischen wurden aber mit Beginn des Schuljahres 1966/67 zwei Pädagogische Akademien als Schulversuch in Wien mit rund 145 Studierenden eingerichtet, die im Schuljahr 1967/68 in das dritte Semester treten und im Frühsommer 1968 die ersten Lehramtsprüfungen für Volksschulen ablegen werden, Überraschend groß erscheint di&#171; Zahl der Studienanfänger mil Beginn des Wintersemesters 1967/6E (zirka 350 bis 400) an diesen Pädagogischen Akademien als Schul versuch. Nachdem schon bisher der Vorbereitung der neuen Lehrerbildung besonderes Augenmerk zugewendet worden ist, werden im Schuljahi 1967/68 alle Maßnahmen dafür getroffen, daß mit Beginn des Wintersemesters 1968/69 alle vorgesehener Pädagogischen Akademien (insgesamt 14) ihren Studienbetrieb aufnehmen beziehungsweise erfolgreich fortführen können.

Sie erwarten ihren Hauptzuzuj aus den Musisch-pädagogischer Realgymnasien, deren organisatorischer Aufbau im Schuljahr 1967/61 mit der erstmaligen Führung dei neunten Klassen und der ersten Abhaltung von Reifeprüfungen (in Frühsommer 1968) abgeschlosser wird. Nachdem die bisheriger 31 Lehrer(innen)bildungsanstalter (in 14 Standorten) aufsteigend ir Musisch-pädagogische Realgymnasien umgewandelt worden waren entstanden diese Sonderformen de; allgemeinbildenden höheren Schulwesens bisher in 20 weiteren Orten Weitere Errichtungswünsche lieger vor. Die Eintritte in die fünfter Klassen steigerten sich von Jahr zv Jahr, sie werden im Schuljahi 1967/68 bei 3300 liegen; die Gesamtschülerzahl wird 11.000 überschreiten. Nur diese Ausweitung der wichtigsten Zubringerschulen für die Pädagogischen Akademien sicher diesen den erforderlichen Zugang von Studienanfängern (zirka 200( pro Jahr), um den Lehrermangel ah 1970 Schritt für Schritt abbauen zi können.

Das allgemeinbildende Pflichtschulwesen und dessen Lehrerbildung stehen also auch im Schuljahi 1967/68, von der Erfüllung der Lehrpläne und der sonstigen Vorschrifter zur inneren Schulgestaltung ganz abgesehen, vor schweren Aufgaben be der Bewältigung der steigender Schülerzahlen, des Wandels de: Schulstruktur und der Umgruppie rung des Schülerstromes sowie be der weiteren Durchführung de: Schulgesetzwerkes 1962. Lehrerman gel und Schulraumnot werden übe: das kommende Schuljahr hinau Engpässe und Schwierigkeiten alle Art schaffen. Sie können — übrigen wie schon bisher — nur durch da: verständnisvolle und tatkräftige Zu sammenwirken aller für das Schul wesen Verantwortlichen und Tnter essierten so gemeistert werden, dal Fehlentwicklungen und ernst Schäden hintangehalten werden.

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