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„Wahre Demokratie“

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Erscheint es einem dann noch als Wunder, wenn Studenten, wenigstens in ihrer Studienzeit, in der sie höchstens von Heimplätzen, Stipendien und Berufsaussichten abhängig sind, das verwirklichen wollen, an dessen Realisierbarkeit sie im spätem Leben nicht glauben: eine wahre Demokratie? Eine Demokratie, die nicht eine Gesellschaft von sich befehdeten Gruppen darstellt, sondern eine Gemeinschaft von Individuen mit freier Willensbildung?

rung, die ich auch jetzt in Anspruch nehme, um Ihnen meine Vorstellungen vom RFS zu erläutern. Als Grundlage für eine sachliche Diskussion, die sich nicht wie bei Dr. Pelinka in der Aufzählung von Unwahrheiten erschöpft.

• Die Burschenschaft Olympia wurde seinerzeit nicht wegen Rechtsextremismus, sondern wegen Satzungsüberschreitung aufgelöst.

• Ist die ÖVP vielleicht wegen ihres Verhaltens bei der Verstaatlichung zur Trägerin wirtschaftspolitisch liberaler Ideen geworden — oder • vertritt unsere Partei des demokratischen Sozialismus, die SPÖ und ihr Herr Vorsitzender, Dr. Pittermann, speziell in Fragen der Hooh- schulautonomie — wie war’s bei Dr. Zenker — auf kulturpolitischem Gebiet liberale Ideen?

Aber auch Diskussionen, deren Beweisführung sich in Ressentiments an die jüngere und ältere Vergangenheit und am fehlenden Verständnis für ein persönliches Engagement, eventuell in Südtirol, erschöpfen, sind uns bekannt. Bei diesen Diskussionen sollte doch meist unser Bekenntnis zum Deutschtum als österreichfeindlich hingestellt werden.

Es ist eine der grundlegendsten Freiheiten des Einzelnen, sich zu seinem Volk zu bekennen, wobei das Volk, wir sehen es am Beispiel Südtirols, aber keineswegs mit dem Staatsvolk identisch sein muß. Ein Bekenntnis zu einem deutschen Österreich ist ehrlicher und wertvoller als jener Kniefall, den manche mit der Schaffung eines zweihundertprozentigen, überspitztösterreichischen Denkens vor dem Kommunismus machen wollen. Aber vielleicht schwebt jenen, die alles deutsche als fremd erscheinen lassen wollen, eine Säuberung unserer Kultur vor. Vielleicht von Resten einer deutschen (reaktionären, bürgerlich- imperialistischen — wie man in China sagen würde) Kultur.

Niemand kann junge Menschen, die, unbelastet von menschenunwürdigen Handlungen in der Vergangenheit ihr nationales Bekenntnismit einem freiheitlichen Denken verbinden, in einem deutschen Österreich für Freiheit und Demokratie arbeiten wollen, unter der Anschuldigung des Neonazismus von der Mitbestimmung an der Zukunft ausschließen. Auch wenn er es möchte. Kollektivistische Anschauungen mit ihrer starren Intoleranz, seien sie religiöser oder wirtschaftlicher Art, sind mit unserer Anschauung von der Freiheit des Menschen unvereinbar. Die Anschauung: der einzelne ist nichts — sein Volk ist alles, haben das Volk ins Nichts geführt und einzelne zu Verbrechern werden lassen. Meiner Weltanschauung entspricht vielmehr der Satz: Der einzelne ist viel — und für sein Volk alles. Diese Aussage legt die Wechselwirkung Individuum-Gemeinschaft fest. Nur einzelne können Verantwortung übernehmen, sei es in der Wirtschaft oder in der Politik. Keine Gemeinschaft ist von Kollektiven geprägt worden. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe an, Studenten auf ihre Stellung als Akademiker in der Demokratie vorzubereiten. Der Versuch, die Mehrheit von der politischen Verantwortung zu entbinden, stellt die größte .Gefahr für die Demokratie dar. Doch nicht allein das Desinteresse an der Gemeinschaft, das Unbehagen und die Angst vor Verantwortung, sondern auch bei vielen das fehlende politische Wissen ist eminent gefährlich. Wer argumentiert, daß mit der Schaffung einer Verfassung, mit der Gewährleistung gewisser Grundrechte, sämtliche freiheitliche (um nicht den bei uns den unterschiedlichsten Interpretationen unterworfenen Ausdruck liberal zu verwenden) Zielsetzungen erreicht wurden, irrt. Eine freiheitliche Ordnung existiert nicht dort, wo nur manche davon sprechen und die anderen mit der Unfreiheit zufrieden sind, wo Frei heit als Einrichtung eines materiellen Wohlstandes angesehen wird; sondern erst dort, wo alle sich der Aufgaben, Verantwortung und Opfer bewußt sind, die in einer freiheitlichen Ordnung der einzelne für die Gemeinschaft auf sich nehmen muß.

Große Worte? Gewiß, doch nur für den, der Phrasen drischt. Wir aber wollen Opfer bringen, um uns Ideale leisten zu können. Wir werden unsere Meinung sagen, speziell dort, wo man sie uns nicht sagen lassen will. Als Vertreter einer Studentenorganisation, die zwar oft angefeindet, aber noch öfter mißverstanden wird, und überdies mehr sein will als andere Organisationen dieses Ursprungs: nicht Verwalter befohlener, sondern Schöpfer und Vertreter eigener Ideen — kein studentisches Wahllizitationsinstitut, sondern eine Gruppierung junger Menschen, die bereit sind, für Österreichs Bildungspotential Opfer zu bringen.

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