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Was ist denn das: Image?

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Zu deutsch heißt die Ubersetzung des Wortes „Image“: „Bild“. Gemeint ist das Bild, das man sich von jemandem oder von etwas macht. Und da politische Parteien und Politiker um des jeweiligen Wahlerfolges willen ständig bemüht sein müssen, daß das Bild, das man sich von ihnen macht, ein möglichst ungetrübtes sei, ist die Sorge um das Image heute eine wichtige Aufgabe der parteipolitischen Taktik geworden. Da man selbst aber gerade in solchen Belangen meistens betriebsblind ist — das ist kein Vorwurf, sondern eine nüchterne Feststellung —, so sind die Umfragen durch die verschiedenen Gallup-Institute zu einer ziemlich kostspieligen Notwendigkeit für die Parteisekretariate geworden. Fatal ist dabei nur, daß oft zwei gleichzeitig befragte derartige Institute zu total verschiedenen Ergebnissen kommen, was bedeutet, daß eines der beiden Ergebnisse falsch sein muß. Kommt aber einmal ein gleichlautendes Ergebnis heraus, so kann es, wie zum Beispiel die schwedischen Wahlen im vergangenen Jahr bewiesen haben, passieren, daß sich beide irren, womit nur die Fragwürdigkeit solcher weitgespannter Umfragen charakterisiert sein soll.

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Zu deutsch heißt die Ubersetzung des Wortes „Image“: „Bild“. Gemeint ist das Bild, das man sich von jemandem oder von etwas macht. Und da politische Parteien und Politiker um des jeweiligen Wahlerfolges willen ständig bemüht sein müssen, daß das Bild, das man sich von ihnen macht, ein möglichst ungetrübtes sei, ist die Sorge um das Image heute eine wichtige Aufgabe der parteipolitischen Taktik geworden. Da man selbst aber gerade in solchen Belangen meistens betriebsblind ist — das ist kein Vorwurf, sondern eine nüchterne Feststellung —, so sind die Umfragen durch die verschiedenen Gallup-Institute zu einer ziemlich kostspieligen Notwendigkeit für die Parteisekretariate geworden. Fatal ist dabei nur, daß oft zwei gleichzeitig befragte derartige Institute zu total verschiedenen Ergebnissen kommen, was bedeutet, daß eines der beiden Ergebnisse falsch sein muß. Kommt aber einmal ein gleichlautendes Ergebnis heraus, so kann es, wie zum Beispiel die schwedischen Wahlen im vergangenen Jahr bewiesen haben, passieren, daß sich beide irren, womit nur die Fragwürdigkeit solcher weitgespannter Umfragen charakterisiert sein soll.

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Es wird also gut sein, wenn sich die an ihrem tatsächlichen Image Interessierten von den Ergebnissen solcher Umfragen nicht allzusehr beeindrucken lassen. Besonders Wahlprognosen sind eine heikle Angelegenheit, weil gerade bei der Frage, welche Partei man bei den nächsten Wahlen wählen wird, den umfragenden Vertretern der Institute oftmals absichtlich falsche Auskünfte gegeben werden. Daß die österreichischen Parteien ein höchstes Interesse daran haben, abzuschätzen, wie die nächsten Nationalratswahlen in einem Jahr — nämlich am 1. März 1970 — ausgehen werden, ist selbstverständlich. Aber selten noch war es so schwierig wie diesmal, einen Wahlausgang zu prophezeien.

Die Prämissen, die den Ausgang der Wahlen von 1966 wesentlich beeinflußten, werden 1970 nicht mehr gegeben sein. Damals stand vor allem die Frage zur Diskussion, ob die alte Koalition fortgesetzt werden sollte. Die ÖVP hatte den schließlich auch von den Wählern honorierten Mut, .einde.uttg. und offen die Mehrhet -i also die „Macht“ im Staate — anzustreben, während die sozialistische Seite stimmungsmäßig weit mehr auf die Fortsetzung der Koalition abgestellt war. Dazu kamen die offensichtlichen und, wie nicht vergessen werden sollte, nur einmaligen Fehler der kleineren Regierungspartei: die Partei Olahs, die Regie-rungsobstruktion des damaligen Vizekanzlers und die weder moralisch noch rechtlich vertretbare Attacke gegen ein Wiener Massenblatt, das man wie zu autoritären Zeiten einfach einzukassieren versuchte.

Im nächsten Jahr wird das ganz anders sein. Vor allem steht dem Wähler zur Wahl, ob er der ÖVP das Vertrauen zur Alleinregierung wieder mehrheitlich schenken wird oder ob er eine Ablöse durch die Sozialistische Partei wünscht. Dann ist es der Oppositionspartei ohne Zweifel gelungen, die internen Spannungen, denen sie in den beiden letzten Koalitionsjahren ausgesetzt war, zu überwinden. Nachteilig für die SPÖ wird sich allerdings auswirken, daß es ihr bis jetzt nicht gelungen ist, der Regierungspolitik eine klare Alternative gegenüberzustellen. Das Image der SPÖ ist somit ein doppelseitiges. Einmal präsentiert sie sich dem Wähler heute als einheitlicher Block, zum anderenmal aber vermissen nicht nur schwankende Wähler, sondern auch alte und geeichte Parteigenossen den Nachweis eines echten, dem der ÖVP entgegengesetzten Regierungsprogrammes. Dazu wird 1970 die totale Unbekannte von rund 400.000 Jungwählern kommen. Keine der beiden Parteien war bisher in der Lage, eine eindeutige Stellungnahme zu den in der Jugend heute gärenden politischen Auffassungen zu beziehen. Allein mit der von beiden Parteien stark favorisierten Herausstellung jüngerer Kandidaten kann es sein Bewenden nicht hafcen. Auch über das Image Her Spitzenpolitiker selbst läßt sich heute kein schlüssiges Urteil fällen. Nichts schwankt in der Gunst des Volkes mehr als die Persönlichkeit eines Politikers, wobei noch dazu kommt, daß deren Persönlichkeitswert durch die Affären Olah und Müllner sowieso starken Belastungen ausgesetzt ist Unsere Spitzenpolitiker sollten nicht vergessen, daß solche Einzelfälle in der öffentlichen Meinung immer auch ein trübes Licht auf den Stand der klugen und integersten Politiker wirft. Außerdem läßt es die Fragwürdigkeit der Ergebnisse der Meinungsforschung klug erscheinen, gerade bei der Persönlichkeitswer-tung mit aller Vorsicht vorzugehen. Wie überhaupt das Schicksal einer demokratischen Partei nicht an die Aktivität einzelner Parteiführer geknüpft werden soll. Wir meinen also, daß man zuerst vom Image „ein richtiges Bild“ haben muß, um Fehlschlüsse zu vermeiden.

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