Mittlerweile beginnt jede zweite Person eines Altersjahrganges in Österreich ein Studium. In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Studienanfänger an den Hochschulen mehr als verdoppelt. "Einerseits studieren immer mehr BHS-Schüler. Andererseits suchen vermehrt ältere Studienanfänger berufliche Weiterbildung oder Neuorientierung", erklärt Studienautor und Soziologe Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS). Weibliche Studierende sind mit 56 Prozent überrepräsentiert.
Stark gestiegen ist die Zahl der ausländischen Studierenden: Sie kommen vor allem aus Deutschland (38 Prozent), Osteuropa (17 Prozent), Ex-Jugoslawien (11 Prozent) und Südtirol (neun Prozent).
Immer mehr Studienanfänger gehen nicht den klassischen Weg über die Matura: Leute mit Berufsreifeprüfung haben allein in den letzten vier Jahren um 40 Prozent zugenommen. "Das hat mit der Expansion des FH-Sektors und dem Erfolg von Programmen wie 'Lehre mit Matura' zu tun", so Unger.
Der Studienerfolg österreichischer Studierender erscheint im internationalen Vergleich bescheiden: Nach 16 Semestern haben das Studium 44 Prozent abgeschlossen und 29 Prozent abgebrochen. 27 Prozent sind acht Jahre nach Studienbeginn noch inskribiert. Männer brechen das Studium häufiger ab. Ein Master-Studium beginnen 80 Prozent der Studierenden, Tendenz sinkend.
"Reiche" und "arme" Fächer
Für Kinder aus bildungsnahen Schichten ist die Wahrscheinlichkeit zu studieren, drei Mal höher. An Fachhochschulen liegt dieses Verhältnis knapp unter zwei. "Vor allem zu Beginn des Studiums brechen Kinder aus bildungsfernen Schichten deutlich häufiger ab", sagt Unger. Die Dunkelziffer derjenigen, die ein Studium aufgrund ihrer finanziellen Situation gar nicht erst beginnen können, kann nicht erhoben werden.
In den letzten fünf Jahren ist der Anteil der erwerbstätigen Studierenden von 58 auf 63 Prozent gestiegen. Von starken finanziellen Schwierigkeiten berichtet knapp ein Drittel der Studierenden.
Als besonders sozial selektiv erweisen sich die Rechtswissenschaften, die Human- und Veterinärmedizin sowie die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Auch Kunststudien weisen eine geringe soziale Durchmischung auf. Studierende aus niedrigen Schichten sind hingegen häufig in der Theologie, den Lehramtsstudien und an den Pädagogischen Hochschulen anzutreffen. Besonders interessant ist die Situation in den Kultur- und Geisteswissenschaften: "Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern benötigen hier deutlich länger für ihr Studium", so Soziologe Unger. (ein)
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