
Wertebildung in der Schule: Lehramtsstudium als Schlüssel
Es braucht Religions- und Ethikunterricht sowie Phasen des gemeinsamen Lernens, meint der Weltanschauungsexperte Robert Wurzrainer.
Es braucht Religions- und Ethikunterricht sowie Phasen des gemeinsamen Lernens, meint der Weltanschauungsexperte Robert Wurzrainer.
Religionswissenschafter Robert Wurzrainer, Schulbuchautor für das Fach Ethik und Referent für Weltanschauungsfragen im Pastoralamt der Erzdiözese Wien, ordnet im Interview ein, welche Lücken es an Mittelschulen in der Wertebildung zu füllen gibt.
DIE FURCHE: Corona hat die Werthaltung von Jugendlichen beeinflusst. Welche Maßnahmen erscheinen sinnvoll, um vor allem an öffentlichen Mittelschulen Wertebildung verstärkt zu fördern?
Robert Wurzrainer: Es gibt sicher viele Möglichkeiten, eine Kultur der Toleranz und der Wertschätzung religiöser und kultureller Vielfalt zu entwickeln. Im Blick auf Corona könnte es hilfreich sein, die Auswirkungen und Erfahrungen in der Klassengemeinschaft zu thematisieren, auch um das Erlebte gemeinsam zu verarbeiten.
DIE FURCHE: Wo funktioniert diese Art von Wertevermittlung in der schulischen Praxis?
Wurzrainer: Im Allgemeinen wird „Wertebildung“ meistens dem Religions- bzw. dem Ethikunterricht angetragen. Dies ist in anderen Fächern wie dem Deutsch-, Geschichte oder Geografieunterricht sicher auch möglich. Zuständig sind dennoch die oben genannten Fächer.
DIE FURCHE: Viele besuchen aber keinen Religionsunterricht mehr, und Ethik wird an einigen Schulen nicht angeboten …
Wurzrainer: Das große Problem ist, dass es an Mittelschulen, AHS-Unterstufen sowie an den Volksschulen kein alternatives Fach zum Religionsunterricht gibt. Das heißt, wenn sich Wertevermittlung auf den Religionsunterricht beschränkt, wäre es so, dass in der Pflichtschule all jene, die keinen Religionsunterricht besuchen können oder wollen, aus diesem Bildungsbereich komplett hinausfallen. Es fehlt einfach der Ethikunterricht an den Pflichtschulen.
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