Alle debattieren ein Thema: zusätzliche zwei Stunden Arbeitszeit für die Lehrer. Jeder kann mitdiskutieren. Jedermann kennt die Schule aus eigener Erfahrung oder müht sich gerade damit ab, Kinder durch die Schule zu bringen. Zumindest eine schlechte Erfahrung mit einem Lehrer hat jeder. Die Frage nach der idealen Schule oder dem idealen Lehrer ist tatsächlich wesentlich. Schade daher, dass die derzeitige Diskussion auf eine Neidfrage verkürzt wird.
Eines der gängigsten Argumente lautet, eine zehnprozentige Mehrarbeit - fürs gleiche Geld, versteht sich - könne bei den langen Ferien wohl kaum eine große zusätzliche Belastung sein. Ich frage mich, welche andere Berufsgruppe eine zehnprozentige Mehrarbeit ohne Gehaltsausgleich ohne Murren hinnehmen würde? Lehrer müssen Kindern und Jugendlichen die wichtigsten Kulturtechniken beibringen, sollen Lust am Lernen und am Wissen vermitteln. Sie haben Vorbildfunktion für die Kinder und Jugendlichen im Umgang miteinander. Die meisten Eltern haben immer weniger Zeit für ihre Kinder. In vielen Familien arbeiten beide Eltern. Die Nerven und die Energie für die quirligen Energiebündel, die eigenen Kinder, sind manchmal endenwollend.
Lehrer nehmen deswegen eine immer bedeutsamere Rolle in der Erziehung der Kinder ein. Daher sollten ihre Funktion, Rolle, Arbeitsweise, Ausbildung, pädagogische Möglichkeiten und vieles mehr ständig diskutiert und hinterfragt werden. Aber nicht in dieser abwertenden Art und Weise, wie das derzeit geschieht! Angezettelt von der eigenen Ministerin! Schlecht gekontert von der eigenen Gewerkschaft! Einige couragierte und engagierte Lehrerinnen und Lehrer diskutieren ihre Arbeitsbedingungen und -zeiten offen, klug und differenziert. Bitte mehr davon - und im Gegenzug etwas weniger Ultimaten.
* Die Autorin ist Mitglied im Verbund-Vorstand
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