Was ist eine gute Schule? Die Wissenschaft hat Antworten parat: hohe fachliche und überfachliche Standards, Wertschätzung des Wissens, Erfolgserwartung, kooperative Leitung, Entfaltungsmöglichkeiten, Mitsprache und Verantwortungsübernahme für die Schüler, Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Vorgaben, Entwicklung gemeinsamer Wertvorstellungen und funktionierende Beziehungen zwischen Schulleitung, Lehrern, Schülern und Eltern.
Kriterien, deren Erfüllung schwer zu bewerten ist - versuchen will man es trotzdem. Ab kommenden Herbst werden Begriffe wie "Qualitätssicherung" oder "Qualitätsmanagement" nicht mehr nur im Unterricht vorkommen, sondern auch auf die Schulen selbst angewendet. "Qualität in Schulen" (Q.I.S.) heißt ein Projekt des Unterrichtsministeriums, das zunächst Hauptschulen, allgemeinbildende höhere Schulen und berufsbildende mittlere und höhere Schulen zur bewußten und gezielten qualitativen Weiterentwicklung anregt.
In der ersten Phase können die Schulen freiwillig mitmachen, aber ab 2002 ist geplant, die Teilnahme an der Qualitätsentwicklung schrittweise für alle Schulen verpflichtend zu machen.
Nach welchen Methoden die Schulen dabei vorgehen, bleibt weitgehend ihnen überlassen. Vorgegeben sind nur einige Grundsätze - etwa, daß die Schulpartner einbezogen werden müssen - und jene fünf "Fächer", in denen die Schulen Fortschritte machen sollen: Unterricht, Lebensraum Klasse und Schule - von den Räumlichkeiten bis zum sozialen Klima -, Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen, Schulmanagement sowie "Professionalität und Personalentwicklung". Für jeden Bereich sollen die Schulen ihre Wertvorstellungen formulieren, darstellen, was sie bis jetzt erreicht haben, sich ganz konkrete Ziele setzen und Maßnahmen festlegen, wie sie diese Vorgaben erfüllen und ihren Erfolg überprüfen wollen. Als Hilfsmittel sollen ihnen ab dem Schuljahr 1999/2000 ein Leitfaden, Verfahrensvorschläge und Methoden - etwa gängige und "alternative" Fragebögen zum Projekt - im Internet zur Verfügung stehen.
Grundsätzlich ist das Konzept "Qualität in Schulen" auf Selbstevaluation der Schulen ausgerichtet, darüber hinaus müssen Elemente einer konstruktiven und wirksamen Fremdevaluation (zum Beispiel im Rahmen einer Krisenintervention) Platz finden. Prinzipiell strebt das Ministerium damit an, die professionelle Darstellung des Tätigkeitsbereiches der Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen eines "Schulprogramms" zu ermöglichen. Dabei sollen alle an Schule Beteiligten einbezogen werden.
Schüler und Eltern sind nicht nur die "Kunden" des Dienstleisters Schule. Sie gestalten mit, und die Schulqualität hängt wesentlich von ihnen ab. Das "Schulprogramm" macht das allen bewußt und vielleicht die Schulpartnerschaft lebendiger. Das wäre auch schon ein Erfolg.
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