Wien-Besuch heißt Kultur

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In welche Theater gehen Touristen - und was tun die einzelnen Institutionen, um die Gäste gerade in ihr Haus zu locken? Ein Rundruf bei PR-Verantwortlichen großer Häuser.

Einundsiebzig Prozent der Touristen in Wien kommen wegen des Kunst- und Kulturangebots, ergeben Gästebefragungen, 68 Prozent bezeichnen ihren Wien-Aufenthalt überhaupt als "Kultururlaub“. Selbst wenn dabei Ausstellungen an erster Stelle der Beliebtheitsskala stehen und viele wohl den Besuch der Stadt an sich schon als Kulturtrip bezeichnen, reisen viele Touristen auch wegen Theater, Kabarett, Oper, Operette und Musical an. "Neben dem Imperialen ist die Kultur unser wichtigster Markenbaustein, die Oper ist hier ein besonderer Treiber, darauf folgen die Museen, darauf Musical, dann Theater“, sagt Susanna Burger von Wien Tourismus.

48 Prozent der Gäste der Volksoper kommen nicht aus Wien, hier ist man besonders aktiv bezüglich Kontakten zu Reise- und Busveranstaltern, ist auf Messen vertreten, macht Verkaufsfahrten, auch ins benachbarte Ausland, stellt Informationsmaterial und Poster zur Verfügung, schickt zielgenaue Postings und Mailings an knapp 7000 Adressen und bietet Gruppenkonditionen ebenso wie die Organisation des kulinarischen Drumherums an. Man arbeite mit Reisebüros auf nationaler und internationaler Ebene zusammen, der persönliche Kontakt sei sehr wichtig, heißt es aus der Volksoper. Doch der Tourismus "ist nicht nur für den Verkauf wichtig“, fasst der kaufmännische Geschäftsführer Christoph Ladstätter das Thema weiter. "Die Volksoper versteht sich darüber hinaus als Kulturbotschafter. Deshalb sind wir interessiert an Besuchern aus dem In- und Ausland. Mit englischen Übertiteln bei zahlreichen Operettenvorstellungen tragen wir der wachsenden Zahl ausländischer Besucher Rechnung.“

Werben mit Vampiren und Nonnen

Einen besonders hohen Anteil an Nicht-Wienern verzeichnet man auch in den Häusern der Vereinigten Bühnen Wien. So waren beispielsweise 2009 41 Prozent der Besucher des Raimund-Theaters aus Wien, 39 Prozent aus den Bundesländern und 20 Prozent aus dem Ausland, wie eine Studie nachwies. Auch die VBW sind im Ansprechen von Touristen besonders aktiv, ob man nun die Auslage der Touristen-Info neben der Oper mit Vampiren oder Nonnen schmückt oder das Sales-Team verstärkt Reiseveranstalter betreut.

Gegenüber Burgtheater und Co haben die Long-Run-Produktions-Häuser den klaren Vorteil, dass Besuche weit im Vorhinein planbar sind. "Unsere Spielplan-Planung mit der Veröffentlichung der Daten erst zu Beginn des Vormonats ist für Busreisen und Reisebüros ungeeignet“, sagt Konstanze Schäfer vom Burgtheater. Ein Versuch ihrerseits, Hotels mit speziellen Angeboten zu beliefern, um den deutschsprachigen Tagestourismus anzusprechen, "blieb leider völlig ohne Resonanz“. Immerhin verkaufe man aber ein Viertel der Abos in den Bundesländern und zähle pro Jahr 13.000 Besucher bei Führungen im Burgtheater. Ob da die neue Aktion, den Bühnenboden pro Kilo zu verkaufen, eine gesteigerte Aufmerksamkeit der Touristen mit sich bringt, wenn sie die Bretter, die die Welt bedeuten, mit heim nehmen können?

Grenzen von Reise-Kooperationen

Auch wenn das Theater in der Josefstadt immerhin 33 Prozent der Karten an Nicht-Wiener verkauft, ist man in Sachen Reise-Kooperationen aus ähnlichen Gründen kaum tätig. "Ein Repertoirebetrieb mit täglich wechselndem Vorstellungsangebot und relativ kurzfristigen Vorverkaufszeiten, der noch dazu derartig gut ausgelastet ist, ist kein einfacher Partner für Reisebüros, die normalerweise lange vorausplanen wollen und einen Ensuite-Betrieb aus Planungsgründen vorziehen müssen“, so Kommunikationschefin Christiane Huemer-Strobele. Man arbeitet daher nur sehr punktuell mit Reisebüros zusammen. Und: "Ohne Unterstützung von Wien Tourismus haben wir geringe Chancen Touristen zu erreichen.“

Wofür auch immer die Touristen sich entscheiden, Zufriedenheit herrscht jedenfalls, 97 bis 98 Prozent aller Wien-Gäste geben in Befragungen über das Kunst- und Kulturangebot die Noten 1 und 2.

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