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Digital In Arbeit

„Wir arbeiten, um zu helfen”

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Mir hat es echt voll getaugt. Ich würde es jederzeit wieder machen,” beschreibt eine „freiwillige Helferin” ihre Erfahrungen bei ihrem Sommereinsatz auf einem Bergbauernhof in der Oststeiermark. Sie hat dort im Haushalt, bei der Kinderbetreuung und landwirtschaftlichen Arbeit mitgeholfen - unentgeltlich, nur für Unterkunft und Verpflegung. „Ferien mit besonderem Sinn” ist das Motto der Aktion „freiwillige Sommereinsätze”. Mädchen und Burschen, die in den Ferien einmal etwas anderes tun möchten als den üblichen Ferialjob, können bei verschiedensten Projekten mitmachen:

■ Berg- und Biobauern in der arbeitsintensiven Sommerzeit unterstützen;

■ behinderte Menschen betreuen oder sie bei Urlaubswochen begleiten;

■ Ferienaktionen mit Kindern;

■ alte Menschen betreuen, mit ihnen reden und spazieren gehen;

■ sich für den Umweltschutz engagieren.

Gedacht sind die Aktionen für junge Menschen bis 30 Jahren, speziell für Schüler und Studenten, „die etwa durch die Arbeit in einem Altersheim in die Sozialarbeit hineinschnuppern möchten”, erklärt Maria Fischerleh-ner, Verantwortliche für die Sommereinsätze. Die Aktion „Freiwillige Sommereinsätze” umfaßt knapp 40 Einsatzprojekte in allen Bundesländern außer Wien und Kärnten. Das Mindestalter ist 16 Jahre, bei manchen Projekten 18 Jahre.

„Ferienaktionen mit Kindern, Behinderten und in Altersheimen sind besonders gefragt und schnell ausgebucht”, erzählt Fischerlehner. Grundsätzlich sind die Aktivitäten auf die Sommermonate ausgelegt, vereinzelt kann aber auch das ganze Jahr über, etwa auf Bauernhöfen, gearbeitet werden.

„Im großen und ganzen bekommen wir von den Jugendlichen sehr positive Rückmeldungen”, freut sich die Organisatorin.

Pro Jahr melden sich 170 bis 190 Jugendliche für solche Projekte, berichtet die Organisatorin. „Auch heuer brauchen wir wieder engagierte junge Menschen”.

Die Jugendlichen können sich direkt beim Projektleiter melden. Der Projektkatalog kann unter der Telefonnummer (0732) 76 10-292 beim Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste (Kapuzinerstr. 84,4020 Linz) bestellt werden und ist auch bei den jeweiligen Diözesan-Jugendstel-len erhältlich.

„Baugesellen” gesucht

Etwas anders organisiert ist der „Internationale Bauorden”. Auch hier können Menschen nach dem Motto „arbeiten um zu helfen” die Freizeit und Ferien für karitative Zwecke im Ausland „spenden”. Im Gegensatz zum „Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste”, ist hier jede Arbeit mit manueller Tätigkeit verbunden, mit Bau- und Benovierungsar-beiten. Das Mindestalter für einen Einsatz beträgt 18 Jahre. „Bei uns sind alle willkommen, von Studenten bis Senioren”, meint Günter Zwanowetz, Geschäftsführer des österreichischen Bauordens.

Ein Hilfseinsatz dauert in der Regel drei bis vier Wochen. „Wir haben das ganze Jahr über Einsätze, vor allem aber in den Sommermonaten”, erklärt Zwanowetz. Die Gruppen setzten sich aus acht bis 12 „Baugesellen” (so werden die jungen Burschen und Mädchen genannt) zusammen, meist unterschiedlicher Nationalität. Für die Beise- und Versicherungskosten, Kost und ein einfaches Quartier kommt der Bauorden, beziehungsweise der Projektträger auf.

Auch hier sind die Tätigkeiten bei den über 40 Projekten sehr vielfältig. Einige Beispiele:

■ In Belgien können sechs Freiwillige beim Bau eines Heimes für geistig behinderte Jugendliche helfen.

■ In Deutschland wird ein alter Bauernhof mit ökologischen Materialien zu einem Erholungszentrum für alleinstehende Mütter und Alleinerzieher umgebaut.

■ Mithilfe bei der Anlage eines ökologischen Lehr-Pfades in einem kleinen französischen Gebirgstal im Bah-men des Programmes „Jugend für Europa”.

■ In Born wird für die Gemeinschaft „Capodarco” gebaut. Sie kümmert sich um die soziale Integration psychisch behinderter Menschen.

■ Die Caritas in Zagreb plant den Zu-bau eines Zimmers für ein kleines Haus einer kinderreichen Familie.

■ Die Organisation „SOS-Vaikai (Kinder)” betreibt in Litauen 30 Heime für Straßenkinder. In einem alten Schulgebäude soll nun eine weiteres Heim entstehen.

■ In Portugal sollen die Freiwilligen bei der Errichtung eines Altersheimes und Behindertenzentrums mithelfen.

■ In Weißrußland wird der Bau von Kirche, Pfarr- und Ordenszentrums für die katholische Gemeinde unterstützt.

Einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten, ist ein wesentliches Anliegen des Bauordens. Daher werden österreichische Freiwillige nur im Ausland eingesetzt. „Wir brauchen diese Jahr rund 130 Baugesellen” appelliert der Chef des Bauordens Zwanowetz an die Hilfsbereitschaft junger und jung gebliebener Menschen. Davon haben sich heuer bereits zwei Drittel gemeldet.

Nach Österreich kommen jährlich zwischen 100 und 200 Freiwillige aus dem Ausland, vornehmlich aus Holland und Belgien. Die Projekte hierzulande reichen von der Errichtung einer biologischen Kläranlage für den Verein „Initiative Schloß Hagenberg”, über Adaptieren eines Hauses für eine Familie mit einer Schwerstbehinderten Tochter bis hin zur Hilfe für die Boma-Siedlung in Oberwart.

Gegründet wurde der Bauorden 1953 von dem flämischen Ordensmann P. Wernefried van Straaten. Schüler und Studenten sollten damals in Deutschland Flüchtlingsfamilien beim Bau neuer Heime helfen. Dieser Einsatz war der Start für die Freiwilligenaktion „Bauorden”. Bald folgten Einsätze im niederösterreichischen Retz, in Oberösterreich und Wien. Heute hat diese internationale Nachbarschaftshilfe in zehn europäischen und zwei außereuropäischen Ländern eigenständige Organisationsstellen. In den mehr als 40 Jahren seines Bestehens halfen über 300.000 Freiwillige bei mehr als 7.000 Projekten. Die Liste der laufenden Hilfs-einsätze können beim Sekretariat des Bauordens angefordert werden.

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