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Zufriedene Deutsche

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Knapp zwei Monate vor der Wah zum sechsten Deutschen, Bundestag wurden die Wähler zum zweitenma „durchleuchtet“. Das Bild, das siel dabei ergab, ist einigermaßen beruhigend und-für die Parteien, dü zuletzt im Bundestag vertrete! iwareiv-ermutigend NGhisistiich* Demokraten CDU, Sozialdemokratei SPD, Freie Demokraten FDP). Be dieser Durchleuchtung handelt e sich nicht um eine demoskopischi Umfrage, sondern um eine „Panel analyse“, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag de Zweiten Deutschen Fernsehen macht und deren zweiter Teil jetz über die Bildschirme flimmert. Fun Gruppen (Leute, die im Juni angaben, sie wollten CDU, SPD odei FDP wählen, sowie Unentschieden* und Jungwähler) werden im Abstaiu von einigen Wochen immer wiede; befragt. Seit einer berühmt gewor denen amerikanischen Panel-Befra gung, bei der 1940 die Wähler siebei Monate lang interviewt wurden, ol sie für Roosevelt oder Wiliki stimmen wollten, ist bekannt, dal man auf diese Weise wirklich erfah ren kann, was ein WahQkampf be wirkt.

Zunächst wurde gefragt, welche vie Aufgaben der Politik die Wähler fü besonders wichtig, aber auch für er reichbar hielten. Obwohl sie di Auswahl zwischen 14 Punkten hat ten, waren sich alle Gruppen übe drei Punkte einig, nur im viertel unterschieden sie sich voneinandei An die Spitze ihrer Wünsche stelle] CDU- und FDP-Anhänger di Preisstabilität, an die zweite Stell Schulen und Ausbildungsfrager Auch bei den SPD-Anhängern um den Jungwählern stehen diese bei den Wünschen an der Spitze, nur ii umgekehrter Reihenfolge. An drit ter Stelle rangiert überall, „daß siel unsere Wirtschaft weiter aufwärts entwickelt“. An vierter Stelle for dem CDU- und FDP-Ahänger ein

wirksamere Verbrecherbekämpfung, SPD-Anhäniger eine bessere Vermögensverteilung, Jungwähler die Lösung der Studentenprobleme.

Auf die in der Bundesrepublik viel diskutierte Frage, ob der andere Teil Deutschlands, die „DDR“, als Staat anerkannt werden sollte, gab es in sämtlichen Gruppen einschließlich der parteipolitisch noch unentschiedenen Wähler mehr Nein- als Ja-Antworten. Dagegen gibt es für die Nichtanerkennung der Oder-Neiße-Linie als endgültige deutsche Ostgrenze nur bei den CDU-Anhängern eine Mehrheit; doch ist auch in den anderen Gruppen die Minderheit, die sich gegen diese Anerkennung wendet, keineswegs gering.

Eine andere für den Wahlkampf wichtige Frage: Haiben die Wähler den Eindruck, daß in der Bundesrepublik „die Reichen immer reicher werden“, daß also das Geld ungerecht verteilt werde? Von den SPD-Anhängern und den noch Unientschiedenen stimmten 55 Prozent dieser Frage voll zu, ein weiterer Prozentsatz teilweise. Aber auch von den CDU-Wählern sowie von den Einund-zwanzigjährigen, die zum erstenmal wählen können, sind 40 Prozent der Meinung, es stimme etwas nicht mit der Vermögensverteilung. Trotzdem ist ein unerwartet großer Teil der Bevölkerung, soweit sich das nach dieser Analyse beurteilen läßt, „mit den Verhältnissen in der Bundesrepublik im allgemeinen zufrieden“: 70 Prozent der CDU-Anhänger, 65 Prozent der FDP-Anhänger (wobei anzumerken ist, daß die FDP im Parlament die Opposition gegenüber der Großen Koalition von CDU und SPD stellte), 55 Prozent der SPD-Anhänger und sogar ebenfalls 55 Prozent der Jungwähler. Das ist ein erstaunlich gutes „Zeugnis“ für die Bundesregierung in Bonn.

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