#30 Mein McMoment

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Auf der Karriereleiter eines Millennials

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Auf der Karriereleiter eines Millennials

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Beinahe auf den Tag genau feiere ich heute mein zehntes Jahr im Berufsleben. Bitte nicht falsch verstehen, ich verdiene nicht seit stolzen zehn Jahren meinen Lebensunterhalt als Journalistin. Bleiben wir realistisch. Ich bin ein Millennial und als solcher war ich verpflichtet, mich nach dem Schulabschluss in einen jahrelangen Strudel der Selbstfindung zu stürzen. Zum Journalismus hat es mich erst Mitte zwanzig verschlagen.

Die erste Stufe meiner Karriereleiter habe ich im Sommer zwischen Schul- und Studienzeit erklommen. Sie müssen wissen, als klassische BORG-Maturantin hat man in einer Kleinstadt wie Mistelbach nicht besonders viel Auswahl, wenn es um Sommerjobs geht. Bademeisterin, Postlerin oder Eisverkäuferin – die guten Stellen waren schnell vergeben. Also blieb mir nur mehr eines: Verkäuferin bei McDonalds. Bezahlt wurde man dort als Ferialjobberin immerhin wie die übrigen Angestellten und gemessen an meinem bisherigen Taschengeld war das eine Menge Geld.

Und ich gebe zu, dass ich bis heute zahlreiche bleibende Erinnerungen an diese Zeit habe. Ich könnte mich gar nicht entscheiden, was mein schönster McMoment war ...

  • War es der Moment, als ich in den Fettablagerungen am Fußboden ausrutschte und mir ein Loch in meine Uniform riss?
  • Oder der, als die freundliche Dame 20 Portionen Sour-Cream bestellte, weil sie sie so gerne zu den Fischstäbchen aß?
  • Vielleicht der, als meine Haare den Fritteusen-Geruch nicht mehr aufgeben wollten?
  • Oder der, als der lustige Typ eine Leberkäs-Semmel bestellte? Oder die hundert anderen Scherzkekse, die Cheeseburger ohne Käse verlangten?
  • Oder der Tag, an dem ein Kunde eine Pornozeitschrift vor mir auf die Theke knallte und mich fragte, ob ich mich zu ihm setzen wollte?
  • Vielleicht aber auch der Moment, als ich begann, nur mehr in Wortfetzen zu sprechen und den Kund(inn)en „Cola?“, „Pommes?“ und „Mach ich Menü?“ anbot.

Wie gesagt, ich kann mich gar nicht festlegen, was das Highlight dieser ersten Schritte ins Berufseben war. Ähnlich geht es mir mit meinem zweiten Job – Billeteurin an der Wiener Staatsoper. Ganz oben im Ranking ist hier definitiv der Abend, an dem eine Besucherin ihre Katze mitbrachte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Digital Dirndl V2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.

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