Ich will aber!
Ich war schon ein wenig sentimental, als ich die rosa Checkkarte der Dame beim Verkehrsamt überreichte, um sie gegen einen vorläufigen Papierfetzen zu tauschen. Mein neuer Führerschein wird zwar demnächst mit der Post eintreffen, hat aber nicht mehr das Foto der 17-Jährigen abgebildet, die durch korrekte Benennung der Handbremse und Aktivierung der Scheibenwischer die praktische Prüfung bestanden hatte. Der einzige Moment in meinem Leben, in dem ich Sexismus dankbar war – die männlichen Prüflinge mussten diverse Dinge unter der Motorhaube erläutern.
Elf Jahre später bin ich nun eine von den Frauen, die beim Wiener Verkehrsamt einen Antrag auf Neuausstellung aufgrund von Namensänderung einbringen. Aber warum überhaupt einen aktuellen Führerschein, wenn ich doch in der Stadt lebe? Autos sind hier der Feind. Mein Feind zumindest.
Innerhalb Wiens mit dem Auto von A nach B zu kurven, ist nicht nur ein No-Go in Zeiten der Klimakrise, sondern bei einem Verkehrsnetz wie dem von Wien komplett unnötig. Trotzdem will ich eins haben. Nicht für die Stadt. Zum „Rausfahren“. Um die Familie zu besuchen, spontan Ausflüge zu machen, Hobbies am Land nachzugehen, die man trotz zehnjährigen Stadtlebens nicht aufgibt.
Ich kenne die klugen Artikel, die aufschlüsseln, warum ein eigenes Auto in den meisten Fällen nicht sinnvoll ist. Aber darf man nicht auch einmal etwas objektiv gesehen weniger Sinnvolles tun, weil es gesamtgesellschaftlich betrachtet sowieso (noch) irrelevant ist? Ist es nicht in Ordnung, weil ich im Gegensatz zu den Gehsteig blockierenden SUV-Fahrer(innen) meinen Elektrohüpfer in einer Tiefgarage parken werde? Ich rede mir das zumindest ein.
Und: Sobald die erste U-Bahn durch Mistelbach rauscht, ist das Auto passé. Versprochen!
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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.
Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.