#36 Wie die Salbe!

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Namensverwandte Heilmittel wirken doppelt so gut

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Namensverwandte Heilmittel wirken doppelt so gut

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Den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen, ist schlecht für den Körper. Vor allem für den Rücken. Man sollte deshalb regelmäßig aufstehen, Bewegung machen, auf die Haltung achtgeben. 40 – 15 – 5 ist die Regel. 40 Minuten sitzen, 15 stehen und fünf Minuten bewegen. Ich weiß das. Eigentlich. Trotzdem erinnere ich mich immer erst daran, wenn das schmerzhafte Stechen in der Lendenwirbelsäule wieder da ist. Dann watschle ich eine Woche lang mit steifer Haltung und Wärmflasche in der Hose herum, dufte nach Rheuma-Salbe und schwöre, in Zukunft mehr auf meinen Rücken zu achten.

Dass dies kein individuelles Phänomen ist, sondern einen großen Teil der Gesellschaft betrifft, zeigt der reiche Markt an Produkten zur Problembehandlung. Orthopädisches Sitzkissen (hab ich). Lenden-Massagegerät (habe eines für den gesamten Rücken). Kinn-Hängematte zur Entlastung der Halswirbel (What!?). Symptome behandeln, anstatt Ursachen bekämpfen. Das können wir gut. Wenn dann noch ein kapitalistischer Mehrwehrt dabei rausspringt: Jackpot.

Seit ich verheiratet bin, kann ich meine Rückenprobleme immerhin als unvermeidbares Schicksal abtun. Mein Name ist ab nun Programm. Die „Ehrenhöfer-Salbe“ gilt laut diversen Internetforen nämlich als das Heilmittel für Schmerzen aller Art. Leider gibt es das Originalprodukt gar nicht mehr, bedauern viele der User:innen im Forum. Nach einer kurzen Internet-Recherche und einem Besuch bei der Apothekerin meines Vertrauens steht trotzdem eine weiße Dose voll mit fettiger Creme in meinem Badezimmerschrank. „Neunkirchner Rheuma-Salbe“ heißt sie jetzt. Schade. Ich hätte mich schon gefreut, mich in Zukunft mit „Ehrenhöfer – wie die Salbe!“ vorzustellen.

Digital Dirndl V2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.

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