#47 Handy gut, alles gut

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Überlebenstraining: Ohne Smartphone vor die Türe

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Überlebenstraining: Ohne Smartphone vor die Türe

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Mein Mann besteht darauf, dass ich beim Außer-Haus-gehen mein Handy mitnehme. Man wisse ja nie, was passiert. Ich protestiere. Was soll beim Spaziergang um den Block oder der Laufrunde durch den Park schon sein? Dann lässt er mich seine Telefonnummer aufsagen. Die einzige, die ich außer meiner eigenen auswendig kann. Und der Festnetznummer meiner Eltern. Diese vier Zahlen sind seit dem Kindergarten in meine Gehirnzellen eingebrannt.

Anwenden musste ich sie zum Glück nie im Notfall. Am Land wusste ja jeder, „zu wem man gehört“. Im schlimmsten Fall wurde ich mit einer meiner Cousinen verwechselt, die direkt im Nachbarhaus wohnten. In der Stadt ist das anders. Gehe ich hier verloren, weiß nur Google Maps, wohin es mich zurückbringen muss.

Mir scheint, dass man vor dem Durchbruch der Handys wesentlich angstbefreiter war, was das Überleben in der Außenwelt angeht. Diese ganzen Was-wäre-wenn-Szenarien malt man sich doch erst aus, seit man freiwillig auf Erreichbarkeit verzichten kann. Ja stell dir vor, der Bus verspätet sich und du hast kein Handy mit? Was, wenn du stürzt und niemanden anrufen kannst? Oder ganz dramatisch: Du wirst angegriffen, attackiert, entführt?

Ich gebe zu, als Frau nutzt man das Telefon ab und zu offensiv, um sich vor Letzterem sicher zu fühlen. „Ja, ja… bin gleich zuhause“, habe ich nicht nur einmal beim Vorbeigehen an unheimlich wirkenden Typen in mein Handy geplärrt, ohne tatsächlich zu telefonieren.

So gesehen sind nicht die Smartphones das Problem. Fragwürdig ist eher unser exzessiver Umgang damit. Muss ich meinen Mann darüber informieren, dass ich zehn Minuten später als geplant nachhause komme? Nein. Nehme ich das Handy trotzdem mit, weil es ihm dann ein sicheres Gefühl gibt? Na gut.

„Nicht notwendig“, schwenkt mein Mann um. Er könne mich auch anhand des Trackers an meinem Schlüsselbund finden.

Digital Dirndl V2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.

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