#52 Klassentreffen

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Und wer hat schon Kinder?

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Und wer hat schon Kinder?

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In Österreich läuft seit letzter Woche die Zentralmatura. 46.000 Schüler:innen bringen jene Prüfungen hinter sich, auf die sie die letzten vier Jahre hingearbeitet haben beziehungsweise hintrainiert wurden. „Ihr seid hier, um die Matura zu machen!“, hieß es in meiner Oberstufenzeit beinahe drohend. Von Zentralmatura war da noch keine Rede.

Im Juni 2011 war meine Schulzeit zu Ende, die Matura geschafft. Gefühlt stand mir und meinen Klassenkolleg:innen die Welt offen. Vergangenes Wochenende zeigte sich, wie diese Welten tatsächlich aussahen: Klassentreffen der 8B – elf Jahre später.

In einer kurzen Speed-Runde wurden die Hard Facts geklärt: Wer hat Kinder? (Überraschend wenige.) Wer ist verheiratet? (Durchschnittlich.) Wer wohnt noch oder wieder im selben Ort? (Überraschend viele.) Spannender war die berufliche Entwicklung.

Jene, die Systeme und strenge Hierarchien verabscheut hatten, sind im System gelandet: Beamte, Lehrer:innen, Konzernmitarbeiter:innen. Einzelgänger:innen ergriffen soziale Berufe, „Social Butterflies“ sind heute selbstständig. Nur einzelne setzten den mit 18 Jahren gefassten Lebensplan tatsächlich in die Tat um. Die meisten strudelten zumindest bis Mitte 20 auf Sinnsuche durchs Leben.

Zu Studieren begonnen hatten alle. Darauf wurden wir ja schließlich getrimmt. Wer sich vor der achten Klasse für einen alternativen Bildungsweg entschied, hatte verloren. Der Tellerrand um uns war hoch. Nach der Matura war das Studium die logische Folge. Ein solches pausiert, abgebrochen oder „unnötig durchgezogen“ hatten am Ende mehrere.

„Aber eigentlich ist aus jedem was geworden“, fasste eine ehemalige Klassenkollegin die Gesamtsituation zusammen. Wann wir uns wieder treffen werden? Spätestens 2033.

Digital Dirndl V2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.

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