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In der Freizeithölle

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Hierher fährt man nicht auf Urlaub. Nicht auf diese Insel. Seit Jahren steht ihr Name für die Erfüllung der Sonnensehnsucht der Reichen, der Schönen und all der vielen, die hier in Villen, Bungalows, Appartements, Hotelburgen und Privatzimmern ihre Urlaube, Freizeiten, Pensionen und Renten verleben und deren Mehrheit einen deutschen Pass besitzt.

Resonders viele von denen, die von hier nach ein paar mageren Urlaubswochen wieder abreisen müssen, wollen Sehnsuchtserfüllung total und - wenn es sich nur irgendwie machen läßt - rund um die Uhr. Die braten tagsüber im Sonnenöl an den Stränden, dichtest aneinanderge-drängt und hautverbrannt, wanken beim Kühlerwerden nur quer über die Promenade oder Hauptverkehrsstraße in die bereitstehenden Lokale, welche ihrerseits die Luft seit Stunden mit dem Gegenfettgeruch erfüllen, dem wieder und wieder verwendeten Olivenöl der Pfannen, Roste und Griller, zwischen denen das Bier in Strömen fließt. Und seinen wiederum ganz speziellen Duft ausströmt.

Und in die noch freibleibenden Lufträume hängen an Stangen all die unsäglichen Sonnenhüte, Gummitiere und T-Shirts und duften dann endgültig nach Son-nenwurstcreme und Bratolivenhuhn. In den Pausen kann man Minigolf unter Pappdinosauriern spielen, deutsche Stammtischlieder grölen und hitzekranke Kleinkinder mit Speiseeis ruhigstellen.

Mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen durchfährt man diese Freizeithölle, kann es nicht fassen und zieht reflexhaft den Kopf ein, wenn aus dem Gekreische der Zurufe in allen Zungen aus Deutschlands Gauen auf einmal auch ein „Herst, Gerlinde, wos kost des do, nem ma des a mit?” ertönt.

Schattenhaft tauchen zwischen all dem nackten Menschenfleisch hin und wieder ein paar vollkommen bekleidete Personen spanischer Nationalität auf, die hoffentlich an dem Jahrmarkt gut verdienen.

Mallorca, Perle der Balearen! Demnächst über dein anderes Gesicht.

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