7135853-1997_46_13.jpg
Digital In Arbeit

Mein Herbst

Werbung
Werbung
Werbung

Lätter wehen vom Baume, Lieder vom Lebenstraume j JLß wehen spielend dahin. - Hatten Sie” heuer schon Ihre Novemberdepression? Sfcher, es gibt eine Unzahl wunderschöner Gedichte zum Herbst, aber auch sie lassen die Blätter nicht von unten nach oben fallen, es sei denn in einem stürmischen Wind.

Die Wanderfreuden der Jugendzeit herüberläuten von weit... - Damals, mit siebzehn, haben mich die Eltern meines Schulfreundes immer zu Ausflügen mitgenommen in den Wienerwald. Da haben wir die ganze Welt besprochen und das goldene Laub und die Würze der Luft genossen. Doch die Jugend weicht bekanntlich der Reife, so wie der Herbst sich zum Winter wendet.

Rüsten wir uns auf das Spätgewitter, das des Lebens Sommertraum beendet - Ja, sich im Herbst geeignet zu rüsten, finde ich ganz wichtig. Man hat das Grab besucht, sich einmal richtig verkühlt und ist anfällig für Traurigkeit. Davon darf man sich auf keinen Fall unterkriegen lassen. Schließlich sammeln auch die Bäume schweigend Kräfte für den nächsten Frühling. - Ich bin eine Verfechterin des Spazierengehens bei jedem Wetter. Ich schwöre auf Orangen, Mandarinen und Mangos und ich befürworte die Vollkornnahrung. So halte ich mich und meine Familie relativ gesund und fröhlich. Wenn es dunkel und kalt wird, gibt es duftende Kerzen, warme Getränke und mehr Musik. Die Vorfreude auf den nächsten Frühling wird einem nicht geschenkt: man sammelt sie wie der Baum seine Säfte, ruhig und bestimmt. - Ewig bereit zur Feier der Rückkehr im erneuten, im edlern Gewand. (Alle Zitate aus H. Hesses schönsten Herbstgedichten.)

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung