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Reif entlassen, nun verlassen

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Deutschlands künftige Hauptstadt leert sich. Die Schulferien in Berlin und Brandenburg haben begonnen. Eine Betätigung, die man früher Autofahren nannte, ist fast wieder möglich. Die Staus an den diversen Grenzübergängen und auf den Autobahnen kommen für uns noch Zurückblei bende nur im Verkehrsfunk vor.

Das Bauchweh der mit den Zeugnissen belasteten Schulkinder hat sich hoffentlich schon etwas verflüchtigt -ach, Kinder, ich hoffe, ihr dürft euch irgendwo austoben in den kommenden paar Wochen, könnt eure Äuglein von der Glotze wegreißen, könnt eure Köpfe auslüften. Und das einander Verdreschen im Schulhof könnte im kommenden I lerbst als langweilig empfunden werden. Es genügt, wenn die Erwachsenen sich gegenseitig umbringen. Bei uns wächst die Vorfreude auf den letzten Spieltag der 'Theatersaison, beiseite mit den Texten und fort mit der Schminke, vielleicht gerät diesen Sommer Meerwasser an die Haut, es täte gut. Und in unserer unmittelbaren Nähe müssen sie sich ja nicht austoben, die erwähnten Schulkinder, nicht wahr?

„ABI 97" steht quer über mancher Autoheckscheibe und auf schon ein bißchen wettergegerbten Transparenten über einigen Schultoren. Die da für reif erklärt wurden, aus den Schultoren hinaus zu ihren Feiern und in ihre Ferien ringen so sie es konnten : es sieht düster aus für sie in dem Loch, das man Zukunft nennt Im neuen deutschen Bundesland Sachsen lag dem Reifeprüfungszeugnis ein Brief des Ministerpräsidenten bei, der die 20.000 jungen Reifen dringlichst zu einem Studium an den landeseigenen Universitäten einlädt Es herrscht nämlich mitunter gähnende I eere in diesen. Das 1 leer der arbeitslosen Jungakademiker schreckt ab. Nach dem „Abi" lieber gleich eine I ehrstelle. 1 )er Kampf um diese beginnt bereits an den Schultoren. Das Nachsehen haben die l laupt und Realschüler. 1 lauptsächlich für sie sind ja die I x-hrstellen gedacht Das Jahr 97 weist die I löchstzahl an fehlenden I einstellen aus. 320.000 Jugendlichen stehen gerade 135.000 Ausbildungsplätze gegenüber. I ind das meist in Benifen, die sich keineswegs durch besondere Zukunftsträchtigkeit auszeichnen.

Und ein Arbeitsplatz nach der lehre? Nach abgeschlossener Berufsschule? Gar nach dem 1 lochschulstudium? Für viele, sehr viele ein zu erboxender Traum.

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