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Weihnachtsstreß

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So ganz klar läßt sich die Entwicklung noch nicht festmachen. Die eine Meldung lautet, daß die Österreicher ihr Weihnachtsgeld bevorzugt über die eine oder andere Grenze tragen. Und, so sagt unser Handel, viele Waren teurer einkaufen als sie in Österreich wären, von den Benzinkosten gar nicht zu reden und davon, daß man auch in Tarvis, Budapest, Passau oder Prag ein Mittagessen braucht (was wieder unsere Gastronomie ärgert). Abgesehen von dem Streß, den sich die Leute mit den Auslandseinkaufsfahrten einhandeln. Wie mitfühlend. Weniger sagt die Vertretung von Handel und Gastronomie schon zum „Inlandstourismus" zu den großen (natürlich auch mit Lokalen ausgestatteten) Einkaufs-Megamärkten im Umland der großen Städte. Auch auf der Fahrt dahin wird natürlich - vor allem im Stau - Benzin verbraucht und werden Nerven verschlissen -aber wenigstens nicht grenzüberschreitend, und das Geld bleibt im Land. Die zweite Meldung lautet aber, daß diese Konsumgewohnheit alle Nahversorger, alle „Kleinen" im Handel und im Gastgewerbe massiv schädigt - die „Zentren" werden aussterben, Arbeitsplätze gehen verloren. Zumal auch, weil man mit den Öffnungszeiten nicht so flexibel sein kann, und mit der Preisgestaltung schon gar nicht.

Der von diesen Argumenten gestreßte Konsument zieht daher - die Reisebranche jubelt - die Konsequenz und entflieht den Zwängen und Regulativen - Weihnachten und/oder Neujahr auf den Malediven, Seychellen oder in Kuba ist doch mal was ganz anderes. Wäre da nicht die Qual der Wahl und die Hetzerei, um herauszufinden, wo das Last-Minute-Angebot noch billiger ist. Und ein paar Geschenke und die Weihnachtskarten müssen auch rechtzeitig verschickt werden, ehe man mit Sack und Pack in den Flieger klettert. Eine Art von Streß, die denen erspart bleibt, die zu Hause beim Weihnachtsbaum auf den Preis schauen müssen und am Heiligabend gemütlich mit der Familie - Bratwürstel essen. „Stille Nacht" wird da vielleicht auch noch gesungen ...

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