papaya - © Foto: iStock / Tatiana Lobanova

Früchte des Regenbogens

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Die „Rainbow“-Papaya auf Hawaii ist exemplarisch für den Anbau einer genetisch veränderten Pflanze mit großem Markterfolg. Doch ihre abenteuerliche Geschichte führt durch Höhen und Tiefen.

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Die „Rainbow“-Papaya auf Hawaii ist exemplarisch für den Anbau einer genetisch veränderten Pflanze mit großem Markterfolg. Doch ihre abenteuerliche Geschichte führt durch Höhen und Tiefen.

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Sie wiegt nur 600 Gramm, spielt aber eine gewichtige Rolle: Die Papaya ist einer der prominentesten Exporte Hawaiis. Das war nicht immer so. In den 1940er Jahren zeigt sich die Bedrohung zum ersten Mal: der Papaya-Ringspot-Virus (PRV), der durch Blattläuse übertragen wird. Mit ihm infiziert, vergilben die Blätter der Bäume; sie können kaum noch Früchte produzieren. Seit den 1950er-Jahren zerstört PRV ganze Plantagen auf der Insel Oahu. In den 1960er-Jahren verlegt man die Produktion auf die Insel Hawaii, in den Bezirk Puno im Osten, wo das Virus sich bis Anfang der 1990er-Jahre nicht ausbreitet. Dann erreicht PRV auch Puno. Die Papaya-Produktion bricht fast um die Hälfte ein – ein schwerer Schlag für Landwirte und die von der Frucht abhängige Industrie.

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1992 kommen der Phytopathologe Dennis Gonsalves und sein Team von der Cornell University im US-Bundesstaat New York ins Spiel. Sie fügen eine Gensequenz des Virus in die Papaya-DNA ein, die dadurch Proteine erzeugt, welche die Virushülle nachahmen. So entstehen die „SunUp Papaya“ und die heute weit verbreitete „Rainbow Papaya“ – eine K reuzung aus „SunUp“ und „Kapoho“ Papayas. Für rund 100.000 US-Dollar sichert man sich Patentlizenzen von vier Unternehmen. Darunter das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Firma Monsanto – schließlich haben diese „geistiges Eigentum“ zur Entwicklung der transgenen Papayas beigetragen. In Kooperation mit der „University of Hawaii“ wird die „Rainbow Papaya“ in Feldversuchen auf der Insel getestet und schließlich 1996 in den USA zugelassen. 1998 bekommen die ersten Landwirte das F1-Hybrid-Saatgut gratis, die „Rainbow Papaya“ kommt auf die Felder. Aus den Samen neue Bäume zu züchten, ist für die Landwirte aber nicht möglich. Denn die Nachkommen der Hybride sind nicht resistent.

Von vielen Landwirten mit offenen Armen empfangen und schon früh als ‚Rettung der Papaya-Industrie‘ gefeiert, bleiben auch heute Zweifel an der transgenen Frucht.

Von vielen Landwirten mit offenen Armen empfangen und schon früh als „Rettung der Papaya-Industrie“ gefeiert, bleiben jedoch auch Zweifel an der transgenen Frucht. Entstehen dadurch noch potentere Virusvarianten? Findet man Abnehmer? Bricht durch die „Rainbow Papaya“ die Produktion der Bio-Papayas weg? Sinkt durch die neue Variante der Preis? Studien der hawaiianischen NGO „Hawaii Seeds“ weisen Anfang der 2000er Jahre darauf hin, dass die transgene Variante weibliche Papaya-Pflanzen kontaminiert. Die „Rainbow Papaya“ bringe „unvorhersehbare und unerwartete Risiken mit unbekannten Folgen für die Umwelt“, meint Greenpeace in einem Bericht von 2003.

Die Diskussion erreicht zehn Jahre später ihren vorläufigen Höhepunkt. Das Hawaii County Council will die Einführung neuer GMO-Pflanzen verbieten. Der Widerstand, auch von Landwirten, ist groß. Viele sind ökonomisch von der „Rainbow-Papaya“ abhängig. Schließlich wird sie vom Verbot ausgenommen. Die Anbaufläche wächst bis 2016 stetig. Wirtschaftlich gesehen ist die „Rainbow-Papaya“ eine Erfolgsgeschichte. Seit 2011 wird sie nach Japan exportiert, wo sie als „genetisch modifiziert“ ausgewiesen wird. 2019 wächst sie auf rund 500 Hektar auf Hawaii und repräsentiert über drei Viertel der Gesamtproduktion – Wert: mehr als zwei Millionen Euro. In den letzten sechs Jahren gehen Wert und Produktion der hawaiianischen Papaya allerdings um 65 Prozent zurück. Die Gründe? Vor allem die Klimakrise – durch verstärkte Extremwetterereignisse wie Dürren, Stürme und Überschwemmungen, unter denen auch die Papaya-Produktion leidet.

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