Die EU-Kommission will künftig Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich einstufen. Konkret soll dies der Fall sein, wenn die Anlagen neusten technischen Standards entsprechen und ein Plan für den Betrieb einer Entsorgungsanlage für hoch radioaktive Abfälle vorgelegt wird. Auch Investitionen in neue Gaskraftwerke sollen grün eingestuft werden. Etliche Umweltorganisationen schlagen Alarm. Wohin steuert der Diskurs über die Atomkraft? Ein Dossier.
Das Grün-Mascherl der EU für Atom- und Gaskraftwerke ist nicht die einzige Widersprüchlichkeit in Europas Energiepolitik – auch Österreich setzt nicht nur auf die Grünstrom-Karte.
Wie gelingt ein nachhaltiger Wandel zum Schutz von Klima und Umwelt? Entgegen herrschender Ansicht scheinen Gesetze und Verbote Innovation zu beschleunigen.
Die Atomkraft ist zurück im Gespräch: Ihren Verfechtern gilt sie als sauberste Lösung der Energiekrise – und als unverzichtbare Stütze zum Erreichen der Klimaziele. Aber auch die neue Generation der Atomreaktoren ist mit einem alten Problem behaftet.
Zum zehnten Jahrestag des Erdbebens und des folgenden Tsunamis haben Edgar Honetschläger, Sylvia Eckermann und Yukika Kudo das Streamingprojekt "SOS Sound of Sirens" wieder ins Netz gestellt.
Der Hannoveraner Theologe Jürgen Manemann über die Atom-Debatte in Deutschland, die Möglichkeiten einer Energiewende und die unerwartete Renaissance des Wiener Technikphilosophen Günther Anders (1902-92).
Selbst für Länder, die von der Atomkraft weitestgehend abhängig sind, wäre eine langfristige Energiewende möglich. Alternative Energiegewinnung aus Sonne und Wind ist nicht nur sicherer, sondern auch billiger.
Schweden ist vielleicht nur knapp einer Reaktorkatastrophe entgagen, in Temelin reiht sich eine Panne an die andere. Und immer wieder ist von der Renaissance der Atomenergie die Rede.
Nur alte, abgezahlte Atomkraftwerke bringen Geld und können billigen Atomstrom anbieten. Und die österreichischen Stromversorger greifen, so Umweltorganisationen, gerne zu.
Die EU-Liberalisierung des Energiemarktes bringt für Haushalte vorläufig keine Strompreiserleichterungen. Ob das ambitionierte Ziel von drei Prozent Ökostrom bis 2005 erreicht wird, hängt von der Höhe der Einspeisetarife und Netzgebühren ab.
Zwölf Jahre nach dem verheerenden Reaktorunfall in Tschernobyl hat die Atomenergie keineswegs ausgedient. Erst vorige Woche war sie Thema einer Sondersitzung im Parlament. Die Grünen beklagten das Erlahmen der österreichischen Bemühungen im Kampf gegen die Kernkraft. Man finde sich damit ab, daß unsichere Kraftwerke der östlichen Nachbarn in Betrieb gehen. Auch der Entwurf für das Elektrizitätsgesetz (es wurde Dienstag im Ministerrat behandelt) sorge nicht gegen die Überflutung Österreichs mit ausländischem Atomstrom vor. Europa rechnet nämlich weiterhin mit der Kernenergie. Auch
Kurienkardinal Joseph Ratzinger machte in seinem Wiener Vortrag (Seite 11) auf einen seltsamen Zwiespalt in der Behandlung der zwei Hauptthemen des Jahres 1986 — Tschernobyl und Aids — aufmerksam:Auf der einen Seite wurde eine Radikallösung, der totale Abschied von der Atomenergie, propagiert. Andererseits galt es als verpönt, der Immunschwäche Aids (an der, so Ratzinger, sicher mehr Menschen sterben werden als an den Folgen von Tschernobyl) mit der Forderung zu begegnen, die Menschheit solle sich vom Aids-fördernden „ordnungslosen sexuellen Libertinismus lösen“.In der Tat: Man
Tschernobyl hat nun auch Auswirkungen auf die Kirche: Erstmals gibt es eine dezidierte Ablehnung der Atomenergie aus dem Mund eines österreichischen Bischofs.
Jetzt soll endlich reiner Tisch gemacht werden: Ein Energiekonzept wird entwickelt. Ist das die letzte Chance für die Atomenergie doch noch zu Ehren zu kommen?