Identität ist nur ein Wort, das klingt, findet FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic. In ihrer literarischen Kolumne „mozaik“ schreibt sie über Zugehörigkeit, Kultur und die Frage, was uns verbindet.
Als Großvater Ivo Tomic starb, erbte mein Vater ein Stück von Marijans Wald. Wenn Vater von Marijan und seinem Waldstück erzählt, beginnt er, von der unberührten Natur zu schwärmen.
Gerne würde ich schreiben können, wie Mutter schießt. Auf dem Foto in unserem Familienalbum sehe ich, wie Mutter ihrer männlichen Mannschaft vorangeht.
Für das Schweigen hatte meine Familie keine Verwendung. Erst Jahre später, als ich selbst zu schreiben begann, dachte ich wieder an die kalte Kärntner Stube, die einen bei sich selbst bleiben lässt.
Das phantastische Umspannwerk elektrifizierte mich, es war mein tagtägliches Wunder. Das Zirpen, das die Luft erfüllte, beruhigte mich. Vielleicht würden der liebe Gott oder die Aliens meine Signale über die surrenden Strommasten empfangen.
Der Krampus mit den spitzen Zähnen, aus dessen Maul eine lange Zunge hing, grinste mich so seltsam an. Hoffentlich beißt er mir nicht den Kopf ab, dachte ich, obwohl ich gleichzeitig Mitleid für diese seltsame Kreatur empfand.
Dieser schwarze Kaffeesatz, der körnige Schlamm, sah mich in meiner Kindheit häufig an. Er war wie ein Sog aus Geschichten, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Vor dreißig Jahren, am 26. Oktober 1991, stand ich in bunt getupfter Latzhose in unserem Garten in Kreševo und beobachtete, wie ein Marienkäfer auf meinen Zeigefinger kletterte.
Džin, die ambivalenten Dämonen, aus rauchlosem Feuer erschaffen, hatten wir Balkaner in unserer Alltagssprache ausschließlich positiv besetzt. Auf dem Balkan identifizierte man sich also mit den Dämonen.