„Er hat sich so verändert“

Nicht selten hört man diesen Satz aus dem Mund einer enttäuschten Ehefrau, der leider nur zu oft den Tatsachen entspricht. Warum er sich aber so sehr veränderte, danach fragt meistens niemand. Er ist ein schlechter Mensch, ein Egoist, ein Ungetreuer, heißt es. Aber haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob Sie nicht selbst viel zu dieser Wandlung beigetragen haben? Nicht alles, was Ihnen als Nachlässigkeit, Egoismus oder Untreue erscheint, ist auch tatsächlich eine. Deshalb setzen Sie sich in einer stillen Stunde einmal hin und schreiben Sie sich das Sündenregister Ihres Mannes ruhig auf. Versuchen Sie aber auch — ohne mit sich selbst allzu nachsichtig zu sein — die richtige Antwort darauf zu geben. Wir wollen Ihnen gerne dabei helfen:

— Ich glaube es ist schon Jahre her, daß mir mein Mann nicht mehr gesagt hat, daß er mich liebt. — Er hat es Ihnen so oft gesagt, er ist der Meinung Sie wissen es nun für immer.

— Er regt sich auch nicht mehr auf, wenn ich müde bin. — Wahrscheinlich reden Sie so viel darüber, daß er das Wort müde aus Ihrem Mund nicht mehr hören kann.

— Er hilft mir niemals bei der Arbeit. — Haben Sie ihn je darum gebeten?

— Er nimmt sich immer die größten Stücke. — Am Anfang Ihrer Ehe haben Sie ihm diese sicher aufgedrängt.

— Er interessiert sich überhaupt nicht für

meinen Geschmack. — Interessieren Sie sich für den seinen?

— Er macht mir auch gar keine Komplimente mehr. — Vielleicht doch, aber Sie passen nicht auf und überhören sie daher.

— Er weiß nie, welches Geschenk er mir machen soll. — Helfen Sie ihm dabei und bringen Sie ihn geschickt auf das Richtige. Er ist Ihnen im stillen unendlich dankbar dafür.

— Ohne zu zögern gibt er Geld für seine persönlichen Bedürfnisse aus. — Jeder hat seine Schwächen. Er den Tabak, Sie Bonbons und den Friseur.

— Jedesmal, wenn ich ihm eine Rechnung bringe, schimpft er. — Wahrscheinlich wählen Sie nie den richtigen Augenblick.

— Er will, daß ich ihm einen Pullover stricke, der Geizkragen, bloß weil es billiger kommt. — Nicht das allein ist der Grund, er will auch, daß Sie ein bißchen mehr von Ihrer persönlichen Freizeit für ihn opfern.

— Er muß immer recht behalten. — Ehrlich gesagt, versuchen Sie nicht auch immer das letzte Wort zu haben?

— Er schimpft über meine Küche. — Schreiben Sie sich einmal Ihren Speisezettel auf, vielleicht kochen Sie wirklich immer dasselbe.

— Auch zu meiner Mutter benimmt er sich unmöglich und früher mochte er sie so gern. — Mischt sie sich nicht ein bißchen zuviel in Ihre Angelegenheiten?

— Früher war er nur glücklich, wenn wir

allein waren, jetzt lädt er jeden Sonntag jemand anderen ein. — Wahrscheinlich langweilt er sich mit Ihnen. Versuchen Sie, Ihren Gesichtskreis zu erweitern, lesen Sie Bücher und Zeitschriften und erzählen Sie ihm nicht nur vom Haushalt und von den Kindern.

— Plötzlich findet er alle anderen Frauen hübscher als mich. — Wahrscheinlich vernachlässigen Sie sich, seit Sie verheiratet sind und tragen womöglich noch Lockenwickler in der Nacht!

— Eigentlich ist er schrecklich langweilig. — Sind Sie unterhaltsamer?

— Er ist ein fürchterlicher Pedant. — Wäre er Ihnen unordentlich lieber?

— Abende hindurch redet, er kein Wort mit mir. — Würden Sie ihm denn zuhören?

— Wenn er mir schon einmal — wie selten kommt das vor — ein paar nette Worte sagt, dann sind es immer dieselben. — Und Sie beklagen sich, daß er sich so verändert hat?

Wir könnten diese Liste noch eine Weile fortsetzen. Aber wozu? Sie wissen gewiß schon, worauf es uns ankommt, und mehr wollen wir gar nicht. Alles weitere liegt bei Ihnen...