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Wer steckt hinter den Fassaden?

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Künstler-Architektur entzweit Laien und Fachleute. Die von Hundertwasser oder Brauer entworfenen Häuser brauchen auch einen richtigen Architekten.

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Künstler-Architektur entzweit Laien und Fachleute. Die von Hundertwasser oder Brauer entworfenen Häuser brauchen auch einen richtigen Architekten.

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Suchen Sie das Brauer-Haus?" Noch im Bau wird das neue Stück Künstler-Architektur im sechsten Wiener Gemeindebezirk zur Sensation. Hundertwasser, Kumpf oder Brauer laufen den Architekten zumindest in der Publikumsgunst den Rang ab. Doch bedeuten bemalte Fassaden wirklich bessere Architektur?

„Das sieht ja aus wie eine alte Fleischerei", stellt eine alte Dame dem Gemeindebau ums Eck kein gutes Zeugnis aus. „Das Brauer-Haus ist viel schöner!"

Das fmdet auch Peter Pelikan, der Architekt, der den Maler-Häusern Geburtshilfe leistet. Denn:

„Architektur machen kann jeder, Ideen haben auch, aber planen muß ein Architekt!" So sind die Grundrisse und Planungen der von Friedensreich Hundertwasser und Arik Brauer gestalteten Häuser in seinem Büro entstanden. „Die Ideen sind alle von mir, und dann picken die Künstler halt ihre Fhesen drauf!"

Es stört Peter Pehkan nicht, daß seine Mitwirkung hinter den berühmten Fassadengestaltern vollkommen in den Hintergrund tritt.

Er liebt die Zusammenarbeit mit den Malern und lobt ihren Ideahsmus, aus Liebe zur Sache haben sie sogar die Fliesen auf ihre Rechnung brennen lassen. Trotzdem explodieren die Kosten.

Kritik von Architektenkollegen versteht er überhaupt nicht: „Das ist nur der Brotneid." Pelikan bekennt sich freimütig zum Kitsch: „Warum soll eine Säule nicht rund sein?" Eifersucht allein ist es jedoch nicht, was die Architektenschaft gegen die Künstlerbauten aufbringt: Entsprechen doch die normalen Grandrisse für die Gemeinde Wien haargenau dem, was sich auch hinter so andersartigen Fassaden verbirgt. Plakativ beschränkt sich der neue Lebensraum auf die Außenhaut, ohne neue Ansätze fürs Wohnen zu bieten. Maler denken eben nur in der Fläche, Architekten wie Peter Pelikan sollten aber Raum-Erlebnisse im Sinn haben.

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