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Brief #14: Der Alltag wäscht sich in Routinen aus

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiojournalistin Johanna Hirzberger und der Hörfunkpionier Hubert Gaisbauer miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um bewunderndes Anschauen, um Island und Langeweile.

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiojournalistin Johanna Hirzberger und der Hörfunkpionier Hubert Gaisbauer miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um bewunderndes Anschauen, um Island und Langeweile.

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Lieber Herr Gaisbauer!

Nein. Bewunderndes Anschauen gibt es nicht, wenn es sexualisierte Blicke sind. Zumindest für mich. Und um ehrlich zu sein, je häufiger ich diese Gespräche rund um bewunderndes Anschauen und „man darf ja nicht mal mehr Komplimente machen“ führe, desto radikaler werde ich in meiner Meinung. Ich bin kein Gemälde. Und ich bin auch keine Straßenkatze, die man beim Vorbeigehen streicheln darf. Dieser Vergleich bezieht sich auf einen Vorfall vor ein paar Jahren. Ich spazierte lachend mit zwei Freundinnen durch den ersten Wiener Gemeindebezirk. Eine Dame mittleren Alters mit goldenen Ohrringen passierte uns. Sie streckte ihren Arm zu mir aus und griff nach meinem Haar. Verdutzt blieb ich stehen. „Sind die echt?“, hörte ich sie fragen. Tja, wie reagiert man in so einer Situation?

So, genug der Anekdoten. Zumindest vorerst. Kommen wir zurück in die Gegenwart.

Brennnesseln im Ohr

Die letzten Tage habe ich in Island verbracht, auf einer Radio Feature Konferenz. Ich liebe den internationalen Austausch und das gemeinsame Hören von Radiodokumentationen. Speziell jenen, die ich außerhalb dieser Veranstaltung nicht verstehen würde. Dänische, französische, finnische Stücke – sie alle werden bei diesem Event in englischer Sprache untertitelt. Und so gewinnt man plötzlich Einblicke in Erzähl- und Hörkulturen anderer Länder. In den vergangenen Jahren war das Programm ein prachtvoller Blumenstrauß aus musikalischen Mohnblumen, szenischen Sonnenblumen und dramaturgischen Disteln. Ja, ich weiß diese Pflanzen haben diese Eigenschaften nicht, aber klammern wir das einfach einmal aus. Um also bei diesem wirklichkeitsfremden Gleichnis zu bleiben, begegnete ich heuer eher Brennnesseln. Das heißt, die Farben der Geschichten waren monoton und manchmal empfand ich das Zuhören sogar als unangenehm.

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