Roberto Benigni - Der italienische Star-Schauspieler sprach im Rahmen der Eröffnung des Dante-Jahres über den 25. Canto des „Paradiso“ – über die Hoffnung.  - © Foto: Laura Lezza/Getty Images

„Divina Commedia“: "Alles in mir tanzt"

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Viele Italiener haben „ihren“ Dante noch immer intus. Die bis heute ungebrochene Anziehungskraft der „Divina Commedia“ gründet auf ihrem transzendentalen Gehalt, aber auch auf der Person des Dichters.

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Viele Italiener haben „ihren“ Dante noch immer intus. Die bis heute ungebrochene Anziehungskraft der „Divina Commedia“ gründet auf ihrem transzendentalen Gehalt, aber auch auf der Person des Dichters.

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Tenerezza“, sagt Francesca am Telefon: Zärtlichkeit. Das sei die Eigenschaft, die sie mit Dante verbinde. Francesca gehört zu meiner (kurzen) römischen Vergangenheit, ein Zufall – ich wollte eigentlich nach Frankreich – ließ mich mit sechzehn in einer römischen Schule landen, per Austauschprogramm. Was für ein Glück, che fortuna! Rom, das ist Liebe fürs Leben. Ich erinnere mich, dass wir wöchentliche Dante-Lektionen hatten, aber nicht mehr an ihren Inhalt.

Mein Gastbruder Lorenzo schreibt mir, in seiner Schulzeit in den 1980er Jahren sei Dantes „Göttliche Komödie“ jährlich durchgenommen worden, „Inferno“, „Purgatorio“, „Paradiso“, anhand bestimmter Verse. Das „Inferno“ habe ihm immer am besten gefallen, der Rest sei ihm „zu mystisch“. Mein Kollege Alberto sagt, das „Inferno“ sei für ihn der stärkste Text der Commedia, weil er seine Schwächen darin gespiegelt sehe (wenn allerdings schon Alberto in der Hölle landet, dann sehe ich schwarz für den Rest von uns).

Erst jetzt, da ich diesen Text schreibe, fällt mir auf, dass ich Mitte dreißig war, als ich begann, mich ernsthaft mit Dante zu beschäftigen, und ich halte kurz inne, gepackt von einem dieser Dante-Momente, die von etwas Großem erzählen, etwas, das im Prinzip jeden betrifft. Dantes Reise ins Jenseits nämlich beginnt mit diesem Satz: „In der Mitte unsres Lebens fand ich mich verirrt in einem Wald“, was die Story ins Laufen bringt, aber auch auf metaphysische Verzagtheit hindeutet. Die Lebensmitte, das steht in jedem Kommentar zum „Inferno“, setzte man damals bei 35 an, und zirka so alt war Dante, als er seine „Divina Commedia“ begann, dieses Wunder aus Worten.

Unsterbliche Funken

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