100 Jahre - 100 Kunstwerke

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Die Ausstellung "Zeitschnitt" in der Neuen Galerie Linz führt durch die "Neunzehnhunderterjahre" 1900 bis 1999.

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Die Ausstellung "Zeitschnitt" in der Neuen Galerie Linz führt durch die "Neunzehnhunderterjahre" 1900 bis 1999.

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Ein strenges Konzept legt die Neue Galerie Linz ihrer Millenniumsausstellung zugrunde: 100 Jahre - 100 Kunstwerke. Beginnend mit dem Jahr 1900 wird pro Jahr ein Kunstwerk aus den hauseigenen Beständen gezeigt. Gelungen ist die Schau nicht nur, weil sie spannende Arbeiten aus der Sammlung der Neuen Galerie zeigt, sondern auch, weil sie nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Direktor Peter Baum ist sich bewußt, daß die Auswahl eine subjektive und von den Gegebenheiten bestimmte ist. Kunsthistorische Perfektion war bei der Zusammenstellung weniger bedeutend als die Zusammenstellung einer ansprechenden Schau, die Heterogenes zueinander in Beziehung stellt und den Mut zu Auslassungen hat.

Unter dieser Prämisse wird der Spaziergang durchs 20. Jahrhundert aus der Sicht der in der Neuen Galerie vertretenen Künstler wie Paula Modersohn-Becker, Javacheff Christo und Keith Haring zum einem lustvollen Gang, bei dem man Momentaufnahmen aus den unterschiedlichsten Kunstepochen zu sehen bekommt.

Chronologisch gehängt, beginnt die Ausstellung mit einem "Damenbildnis" des deutschen Impressionisten Fritz von Uhde, das auch programmatisch für die Jahrhundertschau steht, in der es um die visuelle Wahrnehmung von Wirklichkeiten geht: Eine Frau blickt durch das Fenster ins Freie - nachdenklich und suchend. Doch was sie sieht, sieht der Betrachter nicht. Dafür sieht er die veränderten Sichtweisen im Laufe des Jahrhunderts anhand von 100 Bildern, Graphiken und Objekten.

Um Sehen und Gesehenwerden geht es auch in einer der eindrucksvollsten Fotomontagen der Ausstellung. "Einsame Großstädter" nennt sich die schwarzweiße, surreale Arbeit des Bauhaus-Schülers Herbert Bayer, der zu den bedeutendsten aus Oberösterreich stammenden Künstlern gehört. Die Collage steht für das Jahr 1932 und zeigt zwei schwebende Hände vor einer Fensterfront eines mehrstöckigen Hauses: Aus den Handflächen schauen zwei Augen den Betrachter direkt an.

Nicht unähnlich im Thema, doch noch weitaus immaterieller gibt sich eine herausragende Installation der 90er Jahre: Brigitte Kowanz' "Lichtobjekt" projiziert eine Licht-Schatten-Pupille auf die weiße Wand - das Werk ist an die technologischen Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts gebunden: Es überlebt nur, solange auch die Glühbirne brennt.

Bis 20. Februrar 2000.

Neue Galerie der Stadt Linz, 4040 Linz, Blütenstraße 15, im Lentia 2000, Tel. (0732) 7070 3600.

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