140 Zeichen, das höchste der Gefühle im Social Web

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Das Internet, äußerst starke Rechner und das Web 2.0 machen es möglich: In den Social Networks konstituieren Millionen Blogger ihre eigene Welt.

Wer schreibt, bleibt, wenn auch nur im Netz. Wer schweigt, zählt nicht. 300 Millionen facebook Nutzer geben viel von sich preis, auch wenn man’s nicht wissen will. Der Reiz von Social Networking ist Teilen und Mitteilen. Noch nie war es so einfach, digitale Medien zu schaffen. Mobiltelefone sind digitale Kameras, alles kann aufgezeichnet und vernetzt werden. Alle werden zu Autoren. Doch was sich zur Zeit auf Twitter oder Facebook und Co. noch langweilig ausnimmt, kann Folgen haben.

Internetnutzer verbringen immer mehr Zeit ihres Tages in Sozialen Netzwerken. Das US-Medienforschungsunternehmen Nielsen hat für August 2009 einen Wert von 17 Prozent errechnet und der soll sich innerhalb eines Jahres nahezu verdreifacht haben. Das Verlangen des Einzelnen, sich mit anderen in Verbindung zu setzen, Gemeinsamkeiten auszutauschen, Erlebnisse und Erfahrungen zu teilen, ist der Motor für diese Plattformen.

Social Networks und Web 2.0-Angebote wuchern im Netz, sind längst keine Modeerscheinung mehr. Im Jahresbericht zur Blogosphere wurden 2002 weltweit 133 Millionen Blogs erfasst. Sechs Jahre später waren es bereits 184 Millionen weltweite Blogs, die von 364 Millionen Menschen gelesen werden. Rund um das Mitteilungsbedürfnis der Blogger entwickelt sich ein eigenes Wirtschaftssystem. „Das enorme Mobilisierungspotenzial der Sozialen Netzwerke wird für eine nachhaltige Nutzung sorgen“, ist sich der Wiener Kommunikationswissenschafter Dr. Peter Hörschinger sicher, „nicht zuletzt, weil dieses Potenzial auch sehr gut für kommerzielle Zwecke genutzt werden kann.“ Das Potenzial der Social Networks für Unternehmen gehe über Kommunikation und Marketing hinaus, die Möglichkeiten seien noch nicht ausgeschöpft, die Potenziale jedoch erkannt.

Mit der Frequenz der Nutzer steigen die Werbespots

Social Networks wie Twitter mit den kurzen, 140 Zeichen langen Botschaften, gehören zum Alltag der neuen Internet-Welt. Fast zehn Prozent der Internetnutzer tummeln sich auf diesen Netzen und verbreiten mehr oder weniger Wissenswertes, vor allem aber suchen sie Gemeinsames – und das kann manchmal ziemlich banal sein. Auf diesen Zug aufgesprungen ist die Werbewirtschaft, für die Social Networks mittlerweile immer wichtiger werden. Innerhalb eines Jahres haben die Werbeaufwendungen in den „besten“, also am stärksten frequentierten Netzwerken der Vereinigten Staaten um nahezu 120 Prozent zulegt: von 49 Millionen US-Dollar im August 2008 auf rund 120 Millionen ein Jahr später. Einige Geschäftszweige haben ihre Werbeaufwendungen in Sozialen Netzwerken derart gesteigert, sodass man diese schon für das Nonplusultra effektiver Werbung halten könnte. So hat etwa die amerikanische Unterhaltungsindustrie ihre Werbeausgaben in Sozialen Netzwerken innerhalb eines Jahres um 812 Prozent gesteigert, gefolgt von Reiseanbietern, die ihre Social Network-Werbung um 316 Prozent erhöht haben. Offensichtlich liegt dies daran, dass Menschen ihre Interessen und Bedürfnisse mehr oder weniger detailliert zu Verfügung stellen und so zu einer überschaubaren, aber großen Gruppe werden. Die von den Hütern der Werbeetats stets gefürchteten „Streuverluste“ halten sich in Grenzen: Werbung im fragmentierten Netz erreicht ihre Kunden, sagen deren Apologeten. Warum? Weil etwa die über den Gratis-Dienst von Google versandten E-Mails nach Stichworten analysiert werden, worauf passende Werbebotschaften auf der Gratis-Mail-Seite landen. Die Grundlage dafür sind enorm gestiegene Rechnerleistungen.

Social Networks sind, wie Peter Hörschinger feststellt, sowohl Tools, also Werkzeuge, um eine Mobilsierung zu bewirken, als auch Plattformen, auf denen Befindlichkeiten ausgetauscht werden. „Nicht nur der erfolgreiche Obama-Wahlkampf, sondern auch die aktuellen Ereignisse an den österreichischen Universitäten oder die letzte Lichterkette in Wien zeigen das Mobilisierungspotenzial der Social Networks sehr gut. In kürzester Zeit haben die entsprechenden Facebook-Seiten Tausende von Fans. Termine, Inhalte und konkrete Handlungsanleitungen werden in Echtzeit und mehr oder weniger kostenlos verbreitet. Das war ohne die Social Networks bisher kaum möglich. Gleichzeitig haben offensichtlich immer mehr Menschen das Bedürfnis, mehr oder weniger große Öffentlichkeiten an ihrem Privatleben und an ihren Befindlichkeiten teilhaben zu lassen. So gesehen sind die Social Networks auch so was wie die ‚Seitenblicke‘-Seiten.“

Die Politik, vor allem deren Kommunikation, wird von den sozialen Netzen nicht unberührt bleiben. Bewegungen ohne Ressourcen können sich via Web 2.0 artikulieren. „Damit müssen die bestehenden politischen Parteien aber offensichtlich erst umgehen lernen“, so der Kommunikationswissenschafter. „Die traditionellen politischen Parteien werden radikal umdenken müssen, denn die gelernten Top-down-Kommunikationsmuster funktionieren in den Social Networks nicht. Da nützen auch noch so aufgepeppte Auftritte der Parteivorsitzenden nichts.“

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