4000 Jahre Kulte und Kunst

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Der "Zauber der Weltkulturen" von Afrika bis Südostasien fasziniert seit nunmehr 20 Jahren im Tiroler Städtchen Schwaz und füllt mittlerweile ein ganzes Museum mit exquisiten Schätzen.

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Der "Zauber der Weltkulturen" von Afrika bis Südostasien fasziniert seit nunmehr 20 Jahren im Tiroler Städtchen Schwaz und füllt mittlerweile ein ganzes Museum mit exquisiten Schätzen.

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Als vor zwanzig Jahren das Haus der Völker seine Pforten öffnete, glaubte niemand daran, dass dieses Unternehmen an seinem dezentralen Standort eine Überlebenschance hat. Nun blicken wir zurück und stellen fest, dass dieses Konzept, mit all seinen Ecken und Kanten zwei Jahrzehnte überdauert hat." Gert Chesi ist stolz auf sein Haus und zeichnet seit Anbeginn für das Programm verantwortlich, weshalb er ständig in Asien und Afrika unterwegs ist, um neue Ideen und Objekte nach Schwaz zu bringen.

Der "Zauber der Weltkulturen", so der Titel der aktuellen Ausstellung lebt und wird nun mit allen Schätzen und einer Reihe neuer Objekte gebührend gefeiert, - eingebettet natürlich in die Summe der Aktivitäten, die heute das "Museum der Völker" ausmachen. Begonnen hat alles mit zwei Helmmasken der Fang, einer Mutter-Kind-Figur der Senfu und einer Maske der Baule und irgendwann war bei Gert Chesi zu Hause alles überbordend gefüllt. Nach der Gründung der Eremitage als Galerie und dann Jazzlokal in den 1960ern in Schwaz, damals wahrlich kein kultureller Hotspot internationaler Dimension, konnte Chesi nichts erschüttern, und so gründete er für seine Schätze einfach ein "Haus der Völker". Mit 1000 Exponaten startete er vor 20 Jahren in ein großes Abenteuer und schuf einen sehr speziellen Ort der Begegnung, um "die Lebensweisen und Kulturen fremder Ethnien zu dokumentieren". Seither pendelt er zwischen den Kontinenten, um Brücken zu schlagen und immer neue Beispiele jenes "unermesslichen Reichtums zeigen zu können, den das Schaffen der Menschen hervorgebracht hat ".

Voodoo-Zauber

Zur Vernissage der Jubiläumsausstellung gab es auch eine Filmpremiere über "Die Medizin der schwarzen Götter". Bereits 1997 publizierte Chesi dazu ein Buch, denn Magie und Heilkunst sind im schwarzen Kontinent keine sterbenden Traditionen, sondern seit Jahrhunderten fest verankerte Methoden der Volksmedizin. Nun haben die Bilder von einst quasi "laufen gelernt", wie es Chesi launig formuliert, zudem kam er gleich mit zwei Filmen aus Afrika zurück. Neben dem geplanten Streifen gibt es noch einen weiteren, der aus tragischem Anlass entstand: Chesis "afrikanische Assistentin Ahouefa wurde in Benin von Voodoo-Geistern angefallen und geriet in eine schwere psychische Krise",weshalb sie, in Abstimmung mit ihrer Familie in einen Voodootempel in Togo gebracht wurde, wo sie sich einer zweiwöchigen Behandlung unterzog, die Chesi filmisch dokumentierte. Nur wenigen ist bisher der Zugang zu geheimen Zeremonien gewährt worden, aber Gert Chesi ist seit vierzig Jahren vor Ort.

Dank der neuen technischen Möglichkeiten braucht man heute keine Filmcrew mehr, sondern kann im Alleingang und sehr unauffällig drehen. Nicht selten kommt es trotzdem bei den Dreharbeiten zu nicht ungefährlichen Situationen, gerät Aktion zur körperlichen Herausforderung oder ist das angepeilte Thema kulturgeschichtlich nicht unbedingt friktionsfrei. Durch diesen neuen Ansatz aber auch durch die Übernahme der Grazer "Hanns Schell Collection" oder der Verwaltung der Stiftung Lindner ("Collection Andreas und Kathrin Lindner -Arts of Africa, Oceania and the Americas"), gibt es neue Aspekte im Museum. Mit Lindner kam zum Beispiel die Sammlungsebene Ozeanien nach Schwaz -" mit erstklassigen Provenienzen und hohen Qualitäten", wie Chesi erklärt.

Exquisite Exponate

Im internationalen Kontext schätzt man die Arbeit Chesis sowohl was die künstlerische Qualität als auch was die ethnographische Authentizität seiner Exponate betrifft, weshalb er auch für seine Sonderschauen immer exquisite Exponate als Leihgaben bekommt. Ein tolles Beispiel war die Schau "2500 Jahre Hochkultur der Nok" oder die Ausstellung über die Tuaregs. Aber auch die aktuelle Präsentation "Burma - Meisterwerke des Buddhismus" kann sich sehen lassen.

"Neue Gesetze und Einschränkungen, finanzielle Einbußen bei Subventionen und untragbare Preise bei Kunsttransporten und Versicherungen haben die Arbeit im musealen Umfeld schwer gemacht", meint Chesi zur Vernissage der Jubiläumsschau mit exquisiten Exponaten, nichtsdestotrotz tüfftelt er aber schon wieder an neuen Ideen und wir dürfen uns überraschen lassen. Jetzt bleibt einmal nur "Alles Gute zum runden Geburtstag !" zu wünschen.

Zauber der Weltkulturen - 20 Jahre Museum der Völker

bis 1. November

Museum der Völker Di bis So und feiertags 10 bis 18 Uhr

www.museumdervoelker.com

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