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Namen sind Nachrichten. Dieser journalistische Gemeinplatz gilt auch für das Unternehmen mit dem zweithöchsten Börsenwert. Laut Marktkapitalisierung liegt nur Apple vor Google. Es verzeichnet nach seinem Vierteljahresbericht eine Kurssteigerung von 16 Prozent an einem Tag - auf insgesamt 468 Mrd $. Doch diese Meldung von Mitte Juli bleibt eine Randnotiz im Vergleich zu den Schlagzeilen einen Monat später: Google degradiert sich zum Teil einer Holding, die Alphabet heißt.

Namen sind Nachrichten. Denn der Internet-Gigant ist nach dem Googol benannt: 1 100 - eine Eins mit 100 Nullen. Wenn ausgerechnet eine falsch geschriebene Suchmaschine, die solche Eingabefehler ansonsten korrigiert, ihre Zahlenorientierung einer Buchstabensuppe unterordnet, wirkt das nach - Philosophie erscheint zu hoch gegriffen - Programm. Der Online-Koloss will mehr sein als Datenmacht. Nach operativen Flops wie der Datenbrille Google-Glass und dem sozialen Netzwerk Google-Plus soll die strategische Neustrukturierung dem Konzern das bringen, was ihm fehlt und Apple hat: Lifestyle sein. Doch schon der Anspruch ist alles andere als so smart wie das Erfolgsgeheimnis des trendsetzenden Apfels. Alphabet bedeutet: Ausgerechnet jene, die durch die ersten zehn Treffer einer Suchmaschine das kleine Einmaleins des Wissens vorgaukeln, vereinnahmen nun auch noch das ABC.

Namen sind Nachrichten. Die Maßlosigkeit des Google'schen Über-Ichs ist ein Trost der Ausgelieferten: Sie offenbart die unerfüllte Sehnsucht des Daten-Molochs nach Inhalt, der mehr ist als Android und Chrome, Youtube und Maps, G-Mail und Drive. Die Organisation der globalen Information ist ihm nicht genug. Also gipfelt der Minderwertigkeitskomplex in namentlicher Selbstüberhöhung: Alphabet. Doch Hochmut kommt vor dem Fall - ohne Netz. Denn anders als beim Einmaleins gibt es kein kleines ABC.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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