„Absolut erste Wahl“ fürs MUMOK

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Das Rätselraten ist zu Ende: Karola Kraus wird am 1. Oktober Edelbert Köb als Leiterin des Wiener Museums Moderner Kunst Stiftung Ludwig beerben. Für Kulturministerin Claudia Schmied ist die 49-Jährige „absolut erste Wahl“. Verbinde sie in ihrer Person doch Teamorientierung mit Qualität, internationaler Reputation, Besucherorientierung und betriebswirtschaftlichem Denken. Wobei Letzteres besonders wichtig sein dürfte, konnte ihr die Ministerin doch in absehbarer Zeit keine Erhöhung des Budgets versprechen. Die als Leiterin der Kunsthalle Baden-Baden prekäre deutsche Verhältnisse gewohnte Kraus kann das allerdings nicht erschüttern. Ist sie doch zufrieden, dass in Zeiten der Krise die Budgets nicht gekürzt werden. Und verspricht, ihre ganze Fantasie darauf zu verwenden, um neue Partner aus der Privatwirtschaft als Geldgeber für das MUMOK zu gewinnen.

„Solide“ Entscheidung mit „feudalem Zug“

Die 1961 im Schwarzwald geborene Karola Kraus hat es gegen 32 Mitbewerber an die Spitze des international renommierten Orts der Begegnung mit der Kunst von heute im Wiener Museumsquartier geschafft. Eine einsame Entscheidung von Ministerin Schmied, in die selbst ihr bewährter Einflüsterer, MAK-Direktor Peter Noever, nicht involviert gewesen zu sein scheint. Soll er doch eine andere Kandidatin favorisiert haben. Jedenfalls sicher nicht in die Entscheidung eingebunden war das Kuratorium des MUMOK, dessen Vorsitzender Wolfgang Zinggl Schmieds Entscheidung zwar „solid“ nennt, deren Zustandekommen allerdings „ein feudaler Zug“ anhafte.

Auf Karola Kraus, die in Stuttgart und München Kunstgeschichte, neuere deutsche Literatur und klassische Archäologie studiert hat, bevor sie 1999 die Leitung des Kunstvereins Braunschweig und 2006 jene der Kunsthalle Baden-Baden übernommen hat, um nebenbei auch noch den viel beachteten Auftritt von Katharina Sieverding im deutschen Pavillon bei der 47. Biennale von Venedig zu kuratieren, warten große Herausforderungen. Die wichtigste wird es wohl sein, dem MUMOK ein eigenständiges Profil zu verpassen, sich gegen Kunstorte wie das Zwanzgerhaus bzw. die Albertina und deren vor Ort bestens vernetzte Macher bzw. Macherinnen kreativ abzugrenzen. Und sich auf die Stärke des Hauses als Sammlungsmuseum zu besinnen. Was für Kraus, auch wenn sie aus der Sammlerfamilie Grässlin stammt, die ab den Siebzigerjahren eine bedeutende Sammlung von Kunst des deutschen Informel zusammengetragen hat, Neuland bedeutet. Wofür ihr ihr Vorgänger Edelbert Köb viel „Energie, Kraft und Ausdauer“ wünscht. Aber gerade die Tatsache, dass das MUMOK eine eigene Sammlung hat, reizt Karola Kraus, der beste Kontakte zu Künstlern und Sammlern nachgesagt werden, an ihrer neuen Aufgabe.

Ob sie von Köb auch die Gelüste erbt, für das von Platznot geplagte MUMOK sich die benachbarte Kunsthalle einzuverleiben, wird sich zeigen. Deren Chef, Gerald Matt, streut seiner neuen Kollegin jedenfalls vorerst Rosen. Lobt sie als exzellente Netzwerkerin, als jemand, der die Zusammenarbeit suche, die den Künstlern und der Kunst mit Liebe und Sachverstand gegenüberstehe. War es doch die prägende Begegnung mit dem Ausnahmekünstler Martin Kippenberger, die in der blutjungen Karola Kraus den Entschluss reifen ließ, ihr Leben der Kunst zu widmen. Mit einem vorläufigen Höhepunkt in Wien.

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