Abstrakte Romantik
Sommertheater: Heinrich v. Kleists "Käthchen von Heilbronn".
Sommertheater: Heinrich v. Kleists "Käthchen von Heilbronn".
Liebe! Ein schier unerschöpfliches Thema für die Bretter, die die Welt bedeuten. Die große Liebe ist der Motor in Heinrich von Kleists "Käthchen von Heilbronn", das in der Inszenierung von Nikolaus Büchel in Melk zu sehen ist. Die Bühne vor dem romantischen Pavillon besteht tatsächlich aus Brettern, geschwungen und gebogen, sich dem Boden anpassend. Eine Rutsche vom Barock in die Moderne, abstrahiert von jedem Detail.
"Das Käthchen von Heilbronn", jene Mädchengestalt voll tiefer Innigkeit, folgt ihrer großen Liebe, dem Ritter Graf vom Strahl, überallhin. Auch der Ritter liebt sie, kann sie aber der Standesrücksichten wegen nicht heiraten. Was das "Käthchen" im Grunde zu einem beliebten Volksstück macht, sind die romantischen Züge: die Hörigkeit des Mädchens, die Traumszene unter dem Holunderstrauch, die Prophezeiungen des Himmels. All das geht in Büchels karger Inszenierung unter. Im Mittelpunkt steht Martin Brambach als Graf vom Strahl, der seine Liebeserklärungen gefühlskalt in die Welt brüllt. Die Erfindungen der modernen Zeit - Monitore, Videokameras, Designerbrillen - sind verzichtbares Beiwerk.
Versöhnlich hingegen stimmen die Leistungen von Elisabeth Kopp als "Käthchen", Gerhard Balluch als deren vermeintlicher Vater Friedeborn und Anne-Isabelle Zils als Brigitte. Verbunden werden die fünf Akte durch angenehme Klänge aus der Feder Michael Renaths.
In Melk ist "Das Käthchen von Heilbronn" auf das Notwendigste reduziert. Der barocke Pavillon im Hintergrund vermag die Stimmung nicht herzlicher zu machen.
Bis 15. August.
Tel: 02752 / 52 307