Es besteht leider Anlass, an die Lehren der katholischen Kirche zu Krieg und Frieden zu erinnern, wie sie die Pastoralkonstitution des II. Vatikanums formuliert hat.
Am wichtigsten: Das Konzil bleibt nicht bei einer moralischen Analyse der unmittelbaren Konfliktanlässe stehen, sondern nennt Ungerechtigkeit und wirtschaftliche Ungleichheit als die zentralen Kriegsgründe. Das Recht aller Menschen auf ein friedliches und menschenwürdiges Leben wird zum Kriterium für friedensbringende Gerechtigkeit. Die katholische Kirche stellt sich damit entschieden auf die Seite derer, die sich für diese Gerechtigkeit einsetzen. Das Konzil entwickelt daher auch nicht die alte Lehre vom gerechten Krieg weiter, sondern eine Menschenrechtsperspektive bei der Beurteilung von Konflikten aller Art.
Das bedeutet auch: Die katholische Kirche definiert sich nicht länger als unbeteiligten und nicht wirklich betroffenen Akteur, sondern als einen auf Frieden und Gerechtigkeit verpflichteten Mitspieler auf allen Ebenen -der internationalen Gemeinschaft, des Staates, der Kommune vor Ort.
Und heute, 50 Jahre später? Die Globalisierung hat Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit flüssig und prekär werden lassen, sie hat den alten Regelungsrahmen des Nationalstaates relativiert und konfrontiert uns immer unausweichlicher mit den Opfern der Konflikte -medial und immer stärker auch real.
Die Grundoptionen des Konzils sind aktueller denn je. Das gilt für seine Solidaritätsperspektive, seine Menschenrechtsoption, seine Analyse der Ungerechtigkeit als Hauptkonfliktgrund und selbst für seine Hoffnungen auf internationale Organisationen. In erschreckenden Zeiten, in denen die "Globalisierung der Gleichgültigkeit"(Papst Franziskus) droht, ist es gut sich daran zu erinnern und notwendig danach zu handeln.
Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz
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