„Alle Pagen und Mägde, die es gibt, habe ich gesungen“

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Brigitte Fassbaender, einst Mezzosopranistin von Weltrang, heute Intendantin und Regisseurin, sprach in der „Opernwerkstatt“ über ihr künstlerisches Leben.

Im Operngesang hatte ich das Gefühl, meine Kreise ausgeschritten zu haben. In die zweite, dritte Reihe zurücktreten wollte ich nicht; mit den schönen alten Damen mich abzufinden, konnte ich mir nicht vorstellen. Im Liedgesang war natürlich einiges offen, aber ich hatte mir vorgenommen, im Vollbesitz meiner Mittel abzutreten, um nicht selbst Abstriche bei meinen Leistungen machen zu müssen. Erste Anzeichen hat es dafür schon gegeben – das hat das Publikum hoffentlich noch nicht bemerkt, aber ich hatte es bemerkt – und das wollte ich nicht weiter erleben“, so Kammersängerin Brigitte Fassbaender ganz unprätentiös über ihren Abschied vom aktiven Sängerleben in den 1990er Jahren.

In einer „Opernwerkstatt“ im ORF-RadioKulturhaus im September erinnerte sich die weltberühmte Mezzosopranistin im Gespräch an ihre ersten künstlerischen Schritte, an ihre Ausbildung bei ihrem Vater, dem Bariton Willi Domgraf-Fassbaender, an ihre ersten Schritte auf der Opernbühne („Alle Mägde, alle Pagen, die je geschrieben wurden, habe ich gesungen“) und ihre großen Partien. Eine davon, den Octavian im „Rosenkavalier“, hat Brigitte Fassbaender in München häufig unter Maestro Carlos Kleiber gesungen: „Ich war ein großer Fan von ihm. Er war ein Kluger, ein Witziger, ein Charmanter, aber er war auch ein Verzweifelter, ein Rastloser. Er war eine ungeheuere Persönlichkeit. Höchst sensibel, betroffen von jeder Kleinigkeit, die auf der Bühne passierte. Jeder Abend mit ihm war ein Abenteuer; es war nie Routine, sondern immer wie bei einer Premiere.“

„Das Stück muss man erkennen“

Aus der großen Opern- und Liedsängerin Brigitte Fassbaender ist schon vor Jahren eine gefragte Regisseurin geworden – und eine erfolgreiche Theaterleiterin. Ihre nunmehr zehnjährige Direktionstätigkeit am Tiroler Landestheater war deshalb ebenso ein Thema bei der „Opernwerkstatt“ wie ihre Ansichten zu „modernen“ Inszenierungen: „Ich stehe zum Regietheater; ich finde die Verklärung der alten Zeit vollkommen fehl am Platz. Regisseure wie Everding, Schenk oder Noelte, die vom Theater kamen, haben uns Sängern ganz neue Wege eröffnet. Wir arbeiten immer mit den Stücken aus demselben Fundus, deshalb finde ich es vollkommen legitim, wenn junge Regisseure neue Schwerpunkte, neue Akzente setzen und die Stücke ‚neu‘ lesen. Allerdings muss es mit Könnerschaft geschehen, nicht bloß zum Selbstzweck. Das Stück muss man zumindest wiedererkennen.“

Opernwerkstatt mit Brigitte Fassbaender

Ö1, So, 8. 11., 15.06–16.30 Uhr

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