Allerlei Scharmützel

Werbung
Werbung
Werbung

Schwerenöter haben es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn sie vom französischen Vaudeville-Meister Georges Feydeau in Szene gesetzt werden. Dann werden liebestolle Betrüger ganz schnell zu Betrogenen und der Liebesreigen wechselt plötzlich seine Richtung. Am Theater in der Josefstadt werden Feydeaus Komödien gern gespielt.

Dass auch Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek wesentlichen Anteil an der fortwährenden Beliebtheit Feydeaus hat, weiß jedoch kaum jemand. Bereits in den 1980er-Jahren hat die damals noch wenig bekannte Autorin eine Vielzahl an Stücken des französischen Dramatikers übersetzt. Sie verstand es, den auf schnellen Takt und Rhythmus ausgelegten Wortwitz mit all seinen Doppeldeutigkeiten kongenial ins Deutsche zu übertragen. Natürlich braucht es für eine ordentliche Feydeau-Aufführung aber nicht nur Sprachwitz, sondern auch vollen Körpereinsatz, Slapstick und genügend Türen und Schränke. All das hat Folke Braband, routinierter Regisseur leichter Theaterkost, für seine Inszenierung von "Wie man Hasen jagt" zusammengetragen und zu einem rauschenden Komödienfest verquickt.

Mit Ironie und Augenzwinkern

Léontine, die betrogene Ehefrau (herrlich gespielt von Pauline Knof) möchte sich nur allzu gern für die Seitensprünge ihres Ehemannes Duchotel (Roman Schmelzer) rächen. Der liebestolle Freund des Ehepaares, Moricet (Martin Niedermair), wäre auch sogleich zur Stelle, jedoch das geplante Têteà-Tête scheitert an allerlei aberwitzigen Hindernissen. Im Original hat der treulose Duchotel das letzte Wort. In Brabands Inszenierung ist die selbstbewusste Léontine nicht mehr so grün hinter ihren Häschenohren. Sie lässt ihren Mann zwar weiter jagen, aber nur um sich selbst endlich ohne schlechtes Gewissen dem Liebhaber als Beute anzutragen. Braband, der bei den Kammerspielen mit seiner Bühnenfassung des Filmhits "Monsieur Claude und seine Töchter" reüssierte, versteht es, den richtigen Rhythmus für das schräge Verwirrspiel über trickreiche Ehebrecher zu finden. Mit Ironie und Augenzwinkern geht der Schlagabtausch zwischen Frauen und Männern über die Bühne. Das Tempo stimmt. Meistens. Nicht alle Schauspieler können mithalten, das wunderbare Trio Knof, Niedermair und Schmelzer reißt den Rest des Ensembles aber immer wieder mit sich. Wird das Tempo runtergefahren, funktioniert Feydeaus Scharmützel nicht und gerät zur peinlichen Klamotte. So entstehen im Mittelteil ein paar Längen. Der Rest des Abends ist allemal gelungen. Die jüngste Josefstadt-Premiere ist ein kurzweiliges Vergnügen, dass sich streckenweise zu großartigen Slapstick-Szenen voller Situationskomik hocharbeitet. Screwball-Komödien aus den 1930er-Jahren, Louis de Funès und die Marx Brothers lassen grüßen.

Wie man Hasen jagt Theater in der Josefstadt, 30. Sept., 1., 12. Okt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung