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"Der Färber und sein Zwillingsbruder" - Theater in typischer Johann-Nestroy-Manier: Verwicklung, Verwirrung und Täuschung in Maria Enzersdorf.

Ein Jahr nach dem 20-jährigen Jubiläum der Maria Enzersdorfer Festspiele unterhält Elfriede Ott das sich im renovierten Zuschauerraum sichtlich wohlfühlende Sommerpublikum mit Johann Nestroys "Färber und sein Zwillingsbruder".

In der Bearbeitung von Hans Weigel basiert die Posse auf der sicheren Komikgrundlage der Nestroyschen Verwechslungen, Verwicklungen und Täuschungsmanöver.

Die Zwillinge Brüder Hermann und Kilian Blau könnten charakterlich unterschiedlicher nicht sein. Während der eine als tollkühner Gendarm und charmanter Frauenliebling stets in ungenehme Situationen gerät, ist der andere ein bescheidener Färber, treu seiner Roserl ergeben und gerne Opfer der Schläge, die seinem Bruder zugedacht sind. Durch ein waghalsiges Liebesabenteuer mit der schönen Cordelia gerät Hermann in Schmuggelverdacht, alles richtet sich gegen ihn - bis er seinen treuen Bruder Kilian vorschiebt.

Der Witz in Nestroys Posse baut auf der Verkehrung der Welt: für einen Moment dreht sich die Wahrnehmung um 180 Grad und alles steht auf dem Kopf.

Wie jedes Jahr ist Intendantin und Regisseurin Elfriede Ott bei den Nestroy-Festspielen auch wieder auf der Bühne zu sehen: als dominanter Diener des Oberforstmeisters führt sie das Ensemble mit polterndem Schmäh und macht aus Nestroy tiefes Lach- theater.

Joesi Prokopetz spielt den Kilian Blau naiv-bubenhaft, den Hermann zeigt er als wilden ungestümen Kerl. Prokopetz schafft in einem Ensemble der Outrage klare Figuren, es gelingt ihm, zwischen den Zeilen zu erzählen.

Helga Papouschek gibt eine kraftvolle Verlobte des Kilian und Wilfried Scheutz den Oberförster von Löwenschlucht. Dieser jodelt die Rolle in die Karikatur ihrer selbst und poltert den feinen Witz Nestroys leider systematisch kaputt.

Das Sommerpublikum amüsiert sich dennoch herzlich an diesem lauten Abend voll vorhersehbarer Klaumaukiaden, es wird geschmiert, bis jede Pointe zertreten ist. Braucht aber Freilichttheater wirklich so große Gesten und grobe Töne?

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