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Das Theater in der Josefstadt eröffnet nach Umbau mit einem unspektakulären Turrini.

Die neue Bestuhlung im generalsanierten Theater in der Josefstadt schafft mehr Platz für die Beine und ermöglicht eine bessere Sicht auf die Bühne. Die erste Produktion hat jedoch die Enge einer Speisekammer, in der es nicht nur für den Titelhelden des Eröffnungsstücks keine Nahrung gibt.

Hausherr Herbert Föttinger setzte wie schon im letzten Jahr einen "Turrini" auf den Spielplan und inszenierte auch wieder selbst. Nicht ganz zufällig ist es diesmal die Bearbeitung von Carlo Goldonis "Diener zweier Herren". Hier muss das Alte dem Neuen weichen, ohne die Grundidee zu verlieren. So wie das renovierte Theater schlüpft der junge Arlecchino (Gregor Bloéb) in die Kleider des alten (Alexander Grill), denn wie man sich kleidet, so lebt man. Oder, so die banale Botschaft des Stücks: Das ganze Leben ist Verkleidung.

Turrini hat nach "Die Wirtin" (1973, nach "Mirandolina") und "Campiello" (1982, nach "La Locandiera") nun zum dritten Mal Goldoni bearbeitet. Das komödiantische Agieren und die sozialen Realitäten der Goldoni'schen Figuren setzt er bewusst zur Kennzeichnung gegenwärtiger Verhältnisse ein, denn sein Theater will eingreifen und begnügt sich nicht mit der Abbildung von Wirklichkeit. Föttingers Inszenierung, die sich nicht entscheidet, zu welcher Zeit sie spielt, bleibt allerdings bei der Oberflächlichkeit des Theatralischen. Venedig ist der Schauplatz ominöser Machenschaften. Eine zweigeteilte Treppe (Bühne: Rolf Langenfass) - unten konvex, oben konkav - soll die Atmosphäre der Lagunenstadt erzeugen.

Auf dieser Treppe - in der Form einer Sanduhr (unsere dahinschwindende Lebenszeit?) - steigen die Arlecchinos, Smeraldinas, Brighellas und Pantalones umständlich auf und ab oder legen sich lasziv hin.

Zwischendurch treten die Maskierten des Karnevals auf, Tod und Wollust, Super- und Spiderman, und besingen das Fressen, das Saufen, die Liebe und simulieren Kopulationen. Dazwischen fließt der Canale Grande, ständiger Ort der Versuchung für Suizidgefährdete.

Arlecchinos verzweifeltes Rennen nach fester und flüssiger, gerne höherprozentiger Nahrung ist wesentliche Ingredienz dieser Verwechslungskomödie. Er wird dadurch zum Diener zweier Herren, deren Geschlechteridentitäten zu aller Verwirrung kreuzweise vertauscht sind. Erst am Ende, als sich die Intrige aufklärt und die Reichen schnell einen Täter brauchen, wird der hilflose Arlecchino mit Champagner begossen, getrunken hat er bis dahin noch keinen Schluck. Bloéb ist als Arlecchino alles andere als ein leichtfüßiger, schlagfertiger, schlauer Kerl. Viel zu schwerfällig lässt er sich von der selbstgefälligen Herrschaft an der Nase herumführen.

Erfolg für Theatersanierung

Die Inszenierung beginnt schleppend und gewinnt erst an Schwung, als Florian Teichtmeister als Florindo auftritt. Allein ihm nimmt man den italienischen Macho ab. Neben ihm ist Manuel Witting als Claras (Hilde Dalik) Verlobter Simon ein langweiliger Philosoph, fern jeglicher Komödiantik. Auch Maya Bothe in einer Hosenrolle überzeugt nicht und Heribert Sasse ist wieder einmal als korrupter, alter Bock zu sehen, immer nach dem Rockzipfel seiner Magd Smeraldina (Gerti Drassl) greifend. Allein ihr gelingt ein echter Ton und eine differenzierte Figur. Davon abgesehen gebührt der Erfolg einzig der dezenten Theatersanierung.

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