Als Monument verkannt und verkommen

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Die einmalige Jugendstilkirche von Max Hegele am Wiener Zentralfriedhof erstrahlt in neuem Glanz.

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Die einmalige Jugendstilkirche von Max Hegele am Wiener Zentralfriedhof erstrahlt in neuem Glanz.

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So etwas wie diese Kirche gibt es nirgends in der Welt, sie ist absolut einmalig", freut sich Rektor Karl Wagner über die Sanierung von Max Hegeles Jugendstilkirche am Wiener Zentralfriedhof. 183, 5 Millionen hat die Stadt Wien in den letzten fünf Jahren in den Bau gesteckt, selbst das 1945 zerstörte Kuppelmosaik wurde in mühseliger Kleinarbeit restauriert. 22.000 Einzelteile leuchten nun in neuem Glanz, ein wunderbarer Strahlenkranz mit kleinen Sternchen auf blauem Grund bildet ein künstliches Firmament am Kuppelhimmel. "Als wir mit der Arbeit begonnen haben, lösten sich die vier Türme der Kuppel schon vom Mittelbau. Der Fliesenboden im Inneren war schimmlig, die Eisenträger so korrodiert, dass man mit dem Finger durchbohren konnte. Es gab Risse, die so groß waren, dass man mit einer Hand hineingreifen konnte", schildert Architekt Manfred Wehdorn den Zustand der Kirche vor der Restaurierung. Heute sieht man vom jahrelangen Verfall nichts mehr, die Kirche wurde unterfangen, Treppen, Decken, Kuppel und Inneres erneuert. Eine der weltweit bedeutendsten Jugendstil-Sakralbauten, die sogar Otto Wagner für seine Kirche am Steinhof inspirierte, wirkt wieder wie neu.

Rektor Wagner will nun Leben in den Bau bringen: "Diese Kirche soll ständig gebraucht werden und wieder ihrem eigentlichen Zweck dienen: Aufbahrungen, Totenfeiern und Seelenmessen", sagt er und denkt dabei nicht nur an Katholiken, sondern zutiefst ökumenisch: "Auch evangelische und orthodoxe Christen können hier Trauerfeiern abhalten." Behindertengerecht mit Heizung, WCs und Liften ausgestattet, werden auch Konzerte, Lesungen und Ähnliches die Kirche mit Leben füllen. Jahrelang war das architektonische Juwel des Architekten Max Hegele, der die Baukanzlei Otto Wagners leitete, in stiller Agonie verfallen und zwischen die Fronten der Politik geraten.

Ursprünglich als katholische Kirche zur Aufbahrung der Toten und Abhaltung von Seelemessen gedacht, kam der unerwartete Tod von Bürgermeister Lueger dem Vorhaben in die Quere: Lueger starb während der Bauzeit, damit starb auch sein Wunsch, den neuen Kirchenbau seinem Namenspatron, dem hl. Karl Borromäus, zu weihen. Sie wurde zur "Dr. Karl-Lueger-Gedächtniskirche". Man betrachtete sie damit als Monument. Eine der weltweit bedeutendsten Jugendstil-Kirchen wurde so nicht einmal von Fachkreisen ausreichend wahrgenommen. Dabei war sie eigens zur bereits bestehenden letzten Ruhestätte für alle Konfessionen entworfen worden. Eine einmalige Tatsache, waren doch historische Friedhöfe rund um bestehende Kirchen entstanden.

Hier war es umgekehrt: 1863 wurde die "Errichtung eigener Friedhöfe auf Kommunalkosten" beschlossen, 1874 der Wiener Zentralfriedhof eröffnet. Aufbahrungen der Verstorbenen fanden in ihren Wohnungen oder anderen Kirchen statt, von dort ging der Trauerzug nach Simmering. 1905 folgten zwei Aufbahrungshallen und das Portal nach Plänen von Max Hegele, auf ihre Friedhofskirche musste die Wiener Bevölkerung 37 Jahre warten.

Dafür bekam sie ein Kunstwerk, das in einmaliger Weise Tod und Auferstehung thematisiert: Glasfenster von Leopold Forstner tauchen die Kirche in wunderbares Licht, sie zeigen unter anderem "Die Verklärung Jesu". Das "Jüngste Gericht" von Hans Zatzka über dem Altar hat unter vielen Engeln, Jesus, Maria und Johannes auch Bürgermeister Lueger ein ewiges Denkmal gesetzt. "Tempus fugit" bildet das Ziffernblatt der Turmuhren, ein kleines Kreuz als Symbol der Sterbestunde schließt den Kreis. Die Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus konnte davor bewahrt werden: Sie ist wieder auferstanden.

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