Altes Istrien im neuen Europa

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Die grüne Oase der Nordadria knüpft an k.u.k. Traditionen an.

Mit der Eisenbahn bequem zur Erholung ans Meer fahren: Seinerzeit eine Attraktion für wohlhabende Altösterreicher, in unseren Tagen eine willkommene Alternative zu Flugreisen. Ob im slowenischen Koper oder im kroatischen Rijeka Endstation ist, angekommen ist man auf der größten grünen Oase der Nordadria - in Istrien. Die Halbinsel ist heute, nach einer wechselvollen Geschichte, die westlichste Region der Republik Kroatien.

An der schönen blauen Adria tanzte das kaiserliche Wien ab Mitte der 1880er Jahre im mondänsten Seebad der Habsburger-Monarchie: in Abbazia (Opatija). Den Weg ans Meer beschleunigte der Ausbau der Eisenbahn nach Fiume (Rijeka) 1873.

Friedrich Julius Schüler, tatkräftiger Direktor der Südbahngesellschaft, investierte in den Ausbau eines eleganten Winterkurorts an der steilen liburnischen Küste im nordöstlichen Teil Istriens. Er war begeistert vom milden Klima - im Winter durchschnittlich sieben Grad, viele Sonnentage - und der üppigen Vegetation: Palmen, Azaleen, Libanonzedern, Magnolien, Granatäpfelbäume und Edelkastanien, immergrüne Eibenzypressen und Lorbeerbäume, Oliven und Kirschen gedeihen hier prächtig im Schutz der hohen Bergkuppen des UÇcka-Massivs. Der Arzt Theodor Billroth heilte in Abbazia Herz- und Lungenkrankheiten, er schätzte und empfahl das wohltuende Spazieren am Strandweg Lungomare. Diese romantische, zwölf Kilometer lange Promenade schlängelt sich entlang der Klippen von Volosko über Opatija bis hin nach Lovran.

Schon von weitem leuchtet der gelbe Glockenturm der St.Georgskirche. Das mittelalterliche Städtchen der Fischer und Seeleute erlebte ebenfalls einen Bauboom, geprägt vom guten Geschmack des Großbürgertums. Ab 1898 florierte Lovran als "Sommer & Winter-Curort" mit Prachthotels, Kuranstalten und luxuriöse Villen am Meer. Für die Planung der exklusiven Residenzen wünschte man nur das Beste, was sich heutzutage wiederum als ein Glücksfall für den Charme des lebendigen, mediterranen Ortes erweist. Für die "Villa Frappart" wurde der k.u.k. Hofrat, Architekt Carl Seidl, 1914 auf der 39. Künstlerhausausstellung ausgezeichnet.

Reich, kultiviert und dazu ein Schöngeist - der Wiener Advokat Michael Ruault-Frappart verwirklichte mit dem ideenreichen Carl Seidl seine edle Residenz in einem palmengeschmückten Garten. Noch dieses Jahr soll die Villa, mit modernem Komfort ausgestattet, für Gäste wieder geöffnet werden. Lovran erlebt gerade eine Renaissance der stilvollen Jahrhundertwende-Bauten.

Die gemeinsame Geschichte Istriens mit Österreich begann im Jahre 1374, als die Grafschaft Mittlerburg (Pazin) durch einen Erbvertrag an das Haus Habsburg kam. Nach dem Fall der Republik Venedig 1797 gelangte auch der venezianische Teil der Halbinsel in den Besitz der Monarchie. Unter deren Einfluss blieb die Region bis 1918, mit kurzer Unterbrechung durch Napoleons Illyrische Provinzen.

Ein Schatz im Wald

Zentral in der Landesmitte liegt die Stadt Pazin, Sitz der istrischen Verwaltung. Sehenswert sind die St. Nikolauskirche und das mächtige Kastell mit dem Stadt- und Ethnographischem Museum. Ganz in der Nähe liegt ein Schatz von großem kulturellen Wert versteckt im Wald: Die Fresken in der kleinen gotischen Kirche Sv. Marija na ÇSkriljinah in Beram, geschaffen vom Meister Vincent aus Kastav im Jahre 1474.

Pula, das historische Zentrum und mit 82.000 Einwohnern die größte Stadt, wird optisch vom Amphitheatern aus der Römerzeit dominiert. Hier begann der wirtschaftliche Aufschwung der armen Provinz Istrien in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Ausbau zum k.u.k. Kriegshafen Pola. Durch die rasante Bautätigkeit für die Stationierung der Marine blühte die Stadt auf. Nach der Anbindung an das Streckennetz der Südbahn - mit einer Abzweigung zur Hafenstadt Rovigno, dem Ausbau des Straßennetzes und der Linienschifffahrt wurde das Land für die ersten Reisende attraktiv.

Das Naturparadies der Brijuni-Inseln wurde in den achtziger Jahren zum Nationalpark erklärt. 1893 erwarb der Meraner Industrielle Paul Kupelwieser Brioni und baute sie zu einem luxuriösen Feriendomizil aus. Unter Marschall Tito waren sie Sperrbezirk. Heute sind sie ein wunderbar ruhiger Ort zur Erholung.

Komfort und Sport

Auf der St. Katarina Insel, vor der Altstadt von Rovinj gelegen, verwirklichte die Salzburger Hotelierfamilie Holleis ein zukunftsweisendes touristisches Projekt. Die 17 Hektar große, autofreie Insel bietet Vierstern-Komfort und sportliche Aktivitäten. Schon 1905 als mediterranes Paradies geplant, kaufte Graf Karol von Milewski die Insel vom österreichischen Erzherzog Karl Stefan Habsburg, ließ einen exotischen Garten anlegen und ein Schloss erbauen.

Der beliebte Urlaubsort PoreÇc bietet noch einiges mehr außer Sonne, sauberem Meer, Sport, Spaß und Nachtleben im Sommer. Die Euphrasius-Basilika aus dem 6. Jahrhundert wurde in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die Altstadt ist in der Nebensaison nicht übervoll von Touristenscharen.

Die Seele Istriens liegt im Landesinneren. Die sanfte, hügelige Landschaft ist geprägt von der urbanen Schönheit alter Städtchen: Hum, RoÇc und Buzet, Labin, SvetvinÇcenat, Opartalj, GroÇznjan ...

Und immer wieder ein Besuch in Motovun. Der steile Aufstieg wird belohnt durch den wunderbaren Ausblick von der Stadtmauer ins Mirnatal, wo im Herbst die Trüffeln wachsen. Die Stephanskirche am stimmungsvollen Stadtplatz stammt von Andrea Palladio. Dem Forstwart Josef Ressel ist für seine Verdienste ein Platz gewidmet.

Bei der Spurensuche der Geschichte Österreichs in Kroatien muss nicht Nostalgie im Vordergrund stehen. Es geht um das Kennenlernen der gemeinsamen Vergangenheit als Basis für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft im Haus Europa.

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