Ambitionierte Aufarbeitung

Werbung
Werbung
Werbung

Doris Dörrie hat ein Faible für die japanische Kultur, das hat sie in mehreren Filmen, zuletzt in "Hanabi - Kirschblüten" gezeigt. Jetzt widmet sie sich erstmals auch den Schattenseiten dieser Kultur. Nämlich, wie sehr man dort zur Verdrängung neigt. In "Grüße aus Fukushima" folgt Dörrie einer jungen Deutschen nach Fukushima direkt in die Sperrzone des havarierten Atomkraftwerks, das 2011 infolge eines Tsunami in die Luft flog. Die Filmemacherin lässt dabei zwei Welten kollidieren: Auf der einen Seite das Leid einer ganzen Ausgesiedelten-Generation, die zurück in die Sperrzone in ihre alte Heimat will, andererseits die Befindlichkeit einer jungen Deutschen, die sich hier selbst finden will, zwischen Sperrgebiet und dem weiterhin vorhandenen Alltagsleben. So illustriert Dörrie das beinahe schon missionarische Gehabe ihrer Hauptfigur mit von Verzweiflung und Berührungsangst aufgeladenen Schwarzweiß-Bildern. Die innere Reise der Protagonistin ("Kann ich nicht mehr machen aus meinem Leben?") wird so langsam zum Spiegelbild einer Gesellschaft, die mit ihrem eigenen Fortschritt heillos überfordert scheint.

Emotionale Frauenstimme

Dass die deutsche Filmemacherin dann und wann auch in Rührseligkeit und unabdingbaren Idealismus abdriftet, nimmt man ihr kaum übel. Zu sehr hat Dörrie schon das Label der emotionalen Frauenstimme des deutschen Films umhängen.

Am Ende fehlt diesem riskanten filmischen Selbstversuch (man drehte tatsächlich innerhalb der radioaktiv verseuchten Sperrzone) auch aufgrund seiner bald nervig mäandernden Hauptfigur ein wenig die erzählerische Tiefe, was "Grüße aus Fukushima" nicht über das Urteil "ambitioniert" hinauskommen lässt.

Grüße aus Fukushima

D 2016 Regie: Doris Dörrie. Mit Rosalie Thomass, Moshe Cohen, Kaori Momo. Filmladen. 108 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung