Von der ersten Minute an macht Regisseur Scott Cooper in "Auge um Auge“ deutlich, wie sehr eine Landschaft ihre Bewohner prägt. Russell arbeitet im Schichtbetrieb eines Stahlwerks in seiner Heimatstadt in Pennsylvania. Es ist eine harte, schmutzige, aber ehrliche Arbeit, die zu der industriegrauen Patina des einst blühenden Zentrums der US-Schwerindustrie passt. Kein Wunder, dass Russells Bruder nur einen Wunsch hat: er möchte raus aus Braddock. Nachdem ihm das als Berufssoldat nur zeitweilig gelingt, schlägt sich Rodney nach seiner Rückkehr aus dem Irak als Straßenkämpfer durch. Eine fatale Entscheidung, denn der Veranstalter der illegalen Fights ist auch Anführer einer skrupellosen Drogengang. Als Rodney nach einem Kampf tot aufgefunden wird, tauscht Russell seine Stahlarbeiterlanze gegen ein Gewehr und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.
"Für mich sind die Amerikaner der Arbeiterklasse die wahren Helden. Dies ist die Geschichte eines Mannes, der in einem Stahlwerk arbeitet, und sie behandelt die Themen Gerechtigkeit, Vergeltung und Mut“, bringt Cooper den Plot seines geradlinigen Rache-Thrillers auf den Punkt.
Halb Hollywood auf der Leinwand
Loyaler Working-Class-Hero, traumatisierter Kriegsheimkehrer, drogensüchtiger Psychopath - nach seinem erfolgreichen Regiedebüt "Crazy Heart“ versammelt der Filmer für sein Kleinstadt-Drama halb Hollywood auf der Leinwand. Mit Oscar-Preisträger Forest Whitaker und Charakterkopf Sam Shepard sind nicht nur die Nebenrollen hochkarätig besetzt. "Natural Born Killer“ Woody Harrelson verleiht seinem Bösewicht-Alter-Ego jene brutalen Züge, die den amerikanischen Traum der von Casey Affleck ("The Killer Inside Me“) und Christian Bale ("American Hustle“) verkörperten Brüder mit einem im Wortsinn lauten Knall zerplatzen lassen.
Auge um Auge (Out of the Furnace)
USA 2013. Regie: Scott Cooper. Mit Casey Affleck, Christian Bale, Woody Harrelson, Forest Whitaker, Sam Shepard. Tobis. 116 Min.
