An der schönen blauen Isar

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Vielfältig sind die Bezüge und Querverbindungen zwischen Wien und München im Bereich der klassischen Musik - von Dirigenten, Intendanten und Orchestermusikern.

Was für Salzburg und Bregenz die Festspiele, für Wien die Festwochen, sind für München die Ende Juni beginnenden, bis Ende Juli dauernden "Opernfestspiele“. Eine ideale Möglichkeit für die Bayerische Staatsoper, Bilanz über die vergangene Saison zu ziehen und durch eine besondere Eröffnungsproduktion überregionales Interesse zu erregen. Dieses Jahr galt sie Olivier Messiaens "Saint François d’Assise“. 2012 werden die Opernfestspiele mit Wagners "Götterdämmerung“ eröffnet. Damit wird der diesen Herbst beginnende neue "Ring“ unter Leitung von GMD Kent Nagano in der Regie von Andreas Kriegenburg abgeschlossen.

Ob man dann auch von solchem Zuspruch berichten wird können wie zuletzt? Dieses Jahr waren die Opernfestspiele "erfolgreich wie nie zuvor“, kann man einer Presseaussendung der Bayerischen Staatsoper entnehmen. Die Auslastung betrug 99,6 Prozent, 82.000 Karten wurden verkauft, 14.000 Menschen besuchten die kostenlos angebotenen Veranstaltungen. Zuzuschreiben sind diese Erfolge dem seit Herbst 2008 als Opernchef an der Isar amtierenden Österreicher Klaus Bachler, der sich hier Nikolaus Bachler nennt und zuvor Intendant der Wiener Festwochen, Direktor der Wiener Volksoper und des Wiener Burgtheaters war. Er hatte den Mut, die Inszenierung der Münchner Messiaen-Erstaufführung seinem Landsmann Hermann Nitsch anzuvertrauen, der mit seinen Ansichten erwartungsgemäß spaltete. Münchens erstes Opernhaus stand damit einmal mehr im Mittelpunkt des Interesses.

Kleiber und "Rosenkavalier“

Aber immer schon bot die Musikstadt München Österreichern eine gute Bühne für Erfolge. So hat nicht - wie viele meinen - der charismatische Sergiu Celibidache die Bruckner-Affinität des offiziellen Klangkörpers der Stadt München, der Münchener Philharmoniker, begründet, sondern bereits Ende der 1930er Jahre deren damaliger, aus dem niederösterreichischen Mistelbach stammende Chefdirigent Oswald Kabasta. In den 1990er Jahren wiederum bekleidete der Wiener Peter Schneider den Posten des Opernchefs der Bayerischen Staatsoper. Nicht in dieser Funktion, sondern als Chefdirigent des renommierten Opernhauses wird ihm ab der Saison 2013/14 neuerlich ein Österreicher folgen: Kirill Petrenko, geboren in Omsk, seit seinem 18. Lebensjahr heimisch in Vorarlberg. Er wird im Wagner-Jahr 2013 auch in Bayreuth dirigieren, und zwar den von Frank Castorf neu inszenierten "Ring“.

Ist es tatsächlich Zufall, dass es den als schwierig bekannten Petrenko, der selbst allererste Engagements ablehnt, wenn er meint, dass die Zeit dafür noch nicht reif sei, an die Münchner Oper zieht? Mit komplizierten wie außerordentlichen musikalischen Persönlichkeiten, die einen besonderen Bezug zu Österreich hatten, hat man in München freilich schon in der Vergangenheit die allerbesten Erfahrungen gemacht. Man denke nur an Carlos Kleiber. Er ließ sich an das Pult der Bayerischen Staatsoper zumeist auch dann locken, wenn er sonstigen Offerten widerstanden hatte. Meist übrigens für den mit Österreich-Bezügen wahrlich nicht geizenden "Rosenkavalier“.

Urvater Hans Swarowsky

Auch sonst gibt es zahlreiche musikalische Bezüge zwischen der Isar und der Donau. Geht es etwa um die Besetzung exponierter Positionen, werden Wiener Staatsoper und Wiener Philharmoniker immer wieder in München fündig. Wie beim mittlerweile sich ganz auf seine Solistenlaufbahn konzentrierenden Ausnahmeharfenisten Xavier de Maistre oder, zuletzt, der neuen Konzertmeisterin Albena Danailova. Zubin Mehta, der dienstälteste unter den Dirigenten der Wiener Philharmoniker, war Vorgänger von Kent Nagano als GMD der Münchner Staatsoper, ist Ehrendirigent der Münchner Philharmoniker und damit nun der bestimmende Maestro dieses Klangkörpers. Erst in der kommenden Saison wird Lorin Maazel seine neue Aufgabe als Chefdirigent dieses Orchesters beginnen. Es ist dessen zweite Münchner Chefposition, zuvor wirkte Wiens einstiger Kurzzeit-Operndirektor in dieser Funktion zwischen 1993 bis 2002 beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Dort wirkt jetzt als Chefdirigent Mariss Jansons, der wie Mehta seine entscheidende musikalische Ausbildung in Wien beim damaligen "Dirigentenpapst“ Hans Swarowsky erfahren hat, und den die Wiener Philharmoniker für 2012 zum zweiten Mal für ihr Neujahrskonzert eingeladen haben. Auch der Intendant des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks hat übrigens einen Österreich-Bezug: Stephan Gehmacher stammt aus Salzburg, war Konzertreferent der Festspiele und für das Programm der Berliner Philharmoniker verantwortlich, ehe es ihn an die Isar zog.

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