Anderer Wind am Olymp

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Die Wahl des Belgiers Jacques Rogge zum neuen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) macht es nötig, diesen Kommentar neu zu schreiben. Vor der Bestellung des Gelenkchirurgen und früheren Spitzensportlers zum neuen Herren über die fünf Ringe am Montag passte alles noch wunderbar zusammen:

Vorgänger Juan Antonio Samaranch, in seiner zwanzigjährigen Amtszeit als IOC-Präsident vor allem mit Korruptionsskandalen, mit autoritärem Führungsstil, Gigantomanie und Hang zum Luxus aufgefallen, verkündete Peking als Austragungsort der Olympischen Spiele 2008. Kaum ein Jahr nachdem in Australien das olympische Ideal mit viel Pomp wiederbelebt wurde, vergab man die Ehre der Olympiaaustragung an ein Land, das Menschen in Fußballstadien hinrichtet. Wie gesagt, das Bild fügte sich recht gut: Gleich und Gleich gesellt sich gern.

Rogge an der Spitze des IOC fällt jetzt jedoch gehörig aus dem Rahmen. Seine Wahl wirkt wie der Kater nach durchzechter Nacht, die Reue nach dem Teufelspakt, so als wollte das IOC bei seiner Entscheidung für China wieder irgendetwas gutmachen. Kein anderer Funktionär im Olympiazirkel verkörpert die Rückkehr zu den moralischen Werten des Sportes so glaubhaft wie der fünfsprachige Flame: Schluss damit, immer größere, teurere Spiele zu organisieren, jedesmal mit Milliarden-Einsatz die "best games ever" kaufen zu wollen - und Doping gehört kompromissloser mit allen medizinischen und juristischen Möglichkeiten als bisher bekämpft.

Gewiss, auch ein Saubermann an der Spitze kann das Riesenunternehmen Olympia nicht gänzlich von Korruption und Bombastik befreien, auch ein standfester Demokrat kann den Riesenstaat China nicht zu einer akzeptablen Menschenrechtspolitik verdonnern. Doch der neue IOC-Chef kann zeigen, dass am Olymp jetzt ein anderer Wind weht. Als ehemaliger gerne aufsässiger Spitzensportler ("es hilft, wenn man weiß, wie Schweiß riecht"), als Mediziner und als belgischer Demokrat hat er die besten Voraussetzungen dafür. Und 2008 wird sich dann zeigen, ob es gerechtfertigt war, diesen Kommentar wegen Jacques Rogge noch einmal neu und anders, hoffnungsvoller zu schreiben.

E-Mail: w.machreich@styria.com

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