Architektenträume

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"Das ungebaute Wien" im Historischen Museum der Stadt.

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"Das ungebaute Wien" im Historischen Museum der Stadt.

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Gänzlich unbekannte Stadtansichten präsentiert das Historische Museum der Stadt Wien. "Das ungebaute Wien" heißt eine Ausstellung, die Architektenträume zeigt. Adolf Loos wollte 1909 die Ringstraße reparieren und konzipierte 1917 Hochhäuser, die in Wien noch lange danach Tabuthema waren, während Alfred Riehl 1895 eine kühne Straßenachse mit Namen "Avenue Tegetthoff" durch die Innenstadt zog.

Auch Otto Wagner, der mit der Stadtbahnplanung, der Postsparkasse, der Kirche am Steinhof und anderen Bauten ohnehin viele Spuren im existierenden Stadtbild hinterlassen hat, ist zahlreich vertreten. "Das Projekt ist gewiß das Beste, was ich je geschaffen habe. Mein künstlerisches Empfinden läßt mich behaupten, daß es niemand hätte besser machen können" äußerte Otto Wagner selbstbewußt im Mai 1917. Die Friedenskirche auf der Schmelz, einen eindrucksvollen Bau, könnte er gemeint haben. Die einschneidendste Veränderung im Stadtbild hätte zweifellos sein extrem moderner Entwurf für den XXII. Bezirk aus dem Jahr 1910 gebracht. Die radikale Aufteilung in quadratische Blöcke mit großen Höfen in der Mitte trotzt vehement jeder Wiener Gemütlichkeit. Auch für das Historische Museum der Stadt Wien gibt es einen Wagner-Entwurf aus dem Jahr 1907: eine kronenartige Dachgestaltung auf dem Gesims gibt dem Gebäude imperiales Gepräge. Wagners Schüler, Karl Dorfmeister konstruierte 1903 eine Perspektivzeichnung, deren Verwirklichung man wahrlich nachtrauern muß: Die Volksoper entwarf er am Kahlenberg, in reinstem Jugendstil, eine Augenweide auf der kolorierten Anhöhe.

Auch aus der Nachkriegszeit gibt es interessante Konzepte zu bewundern: Pier Luigi Nervis Stadthalle zählt genauso dazu wie Fritz Novotnys und Arthur Mähners höchst utopisch anmutender Entwurf zur UNO-City. "Die patriotische Internationalisierung", heißt er bezeichnenderweise. Ein spannender, interessanter Einblick in 200 Jahre Architektenträume.

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