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Touren zu Wiens 100 besten Bauten.

Kaum eine Epoche der Kulturgeschichte ist mit den fruchtbaren Jahren zwischen 1850 und 1930 vergleichbar. In nur 80 Jahren schälte sich die Architektur aus dem stilreichen, rückwärtsgewandten, städtebaulich bedeutenden Formenkanon der Gründerzeit, holte zum sezessionistischen Befreiungsschlag aus, um zu den reduzierten Formen der österreichischen Ausprägung der Moderne zu finden. Die schönsten Bauten dieser Zeit versammelt dieser handliche Band. Bertha Blaschke und Luise Lipschitz zeichnen in chronologischer Reihenfolge anhand bedeutender Objekte die Geschichte der Baukunst von 1850-1930 nach. Anfangspunkt der architekturhistorischen Zeitreise durch die Wiener Topografie ist die Votivkirche, die von Heinrich von Ferstel geplant wurde, Endpunkt das Arbeitsamt Liesing von Ernst A. Plischke. Nicht nur an der verschiedenen architektonischen Haltung, auch an der Funktion und geografischen Lage der zwei Bauten wird der Bedeutungswandel und Paradigmenwechsel von der imperialen, katholisch geprägten Reichs- und Residenzhauptstadt zur Bundeshauptstadt einer kleinen, von sozialen Umbrüchen geprägten Republik deutlich. Nicht nur Marksteine der Architekturgeschichte wie die großen Ringstraßenbauten, Joseph Maria Olbrichs Secession, Otto Wagners stadtbildprägendes Schaffen, Adolf Loos' Haus am Michaelerplatz und die größten Gemeindebauten finden Eingang in dieses Buch. Die Auswahl erfolgte umsichtig und umfassend. Konstruktiv-städtebaulich bedeutende Leistungen wie Otto Wagners Stadtbahnstationen, Josef Hackhofers "Hohe Brücke", Theodor Jägers "Strudelhofstiege" sind ebenso angeführt wie einige abseits touristischer Trampelpfade gelegene Einfamilienhäuser, Sanatorien und Industriebauten nicht ganz so prominenter Architekten. Leider fehlen Grundrisse oder Schnitte zu den Gebäuden, dafür sind fünf Rundgänge, Zugänglichkeit und öffentliche Erreichbarkeit der Bauten sehr nutzerfreundlich angeführt.

Der beste Weg, ein Gebäude kennen zu lernen, ist ein Lokalaugeschein. Bei welchen Bauten von 1850-1930 es sich lohnt, und wie man sie findet, zeigt dieses Buch.

Architektur in Wien 1850-1930

Historismus - Jugendstil - Sachlichkeit

Von Bertha Blaschke und Luise Lipschitz. Springer-Verlag, Wien - New York 2002, 247 Seiten, zahlr. farb. Abb., brosch., e 28,-

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