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Die Architekturtage laden zu einem Spaziergang durch die verschiedenen Facetten der Baukultur.

Die Welt dreht sich am 9. und 10. Juni nicht nur um Fußball, sie dreht sich hierzulande auch bis über die Grenzen hinaus um alle Formen der Architektur. Zum dritten Mal ziehen heuer zu Fuß, in Boot und Bus die Architekturtage kreuz und quer über Wasser und Land an geheime Orte und in offene Ateliers, dringen in geführten Touren in Grätzel, Privathäuser, öffentliche Bauten, Industrieanlagen und versteckte Winkel der Stadtgeschichte vor. 2002 folgten zirka 10.000 Personen ihren Pfaden, 2003 waren es 22.000. Das Programm, das die Kammern der Architekten und Ingenieurkonsulenten und die Architekturstiftung Österreich auf die Beine stellten, soll unter dem Motto "Architektur entdecken" noch mehr Menschen verführen.

In jedem Winkel

Als Auftakt feiert am 8. Juni das "Architekur.Fest.Europa" im Architekturzentrum Wien auch Österreichs Präsidentschaft und "Wonderland". Die aktuelle Schau zu junger Architektur aus Europa wuchs auf ihrer Reise von Bratislava über Prag, Berlin, Amsterdam, Paris, Venedig, Zagreb und Ljubljana auf 99 Projekte von 99 Teams. Wie bei der Schau ist an den Architekturtagen der Eintritt frei. Jedes Bundesland hat seinen Schwerpunkt: So sucht man im Mittelburgenland und Ungarn geheime Orte auf, unter anderem ist in Lockenhaus ein hölzerner Aussichtsturm mit zahlreichen Panorama-Windungen zu entdecken.

Das Musterländle Vorarlberg setzt auf die spannende Kombination aus Architektur und Szene, die mit der Hausbesetzung der Alten Naturschau in Dornbirn startet. Der seit 1960 leer stehende Bau mit seinen Vitrinenrestbeständen bietet 41 Büros ein skurriles Umfeld. Tags darauf tritt Performance-Kunst mit Gebautem in den Dialog: So sprengt etwa das Alphornduo Capricorn auf der kühnen Dachkonstruktion an der Grenze Feldkirch Tisis/Schaan die Grenzen üblicher Architekturwahrnehmung, das Kraftwerk Hochwuhr Feldkirch lädt Hanno Loewy mit einer energetischen Lesung auf, die Fröschisbrücke in Sulz/Zwischenwasser wird zum Spielort über den Wellen für "Die Welle" von Morton Rhue.

Stadteinblicke, Landfluchten und Flussfahrten bieten neue Perspektiven auf Architektur in Oberösterreich. Sie führen unter anderem auf dem Schiff ms Eduard die Donau entlang, zu Gleisfluchten und Stellwerken der Bahnhöfe Linz und Wels, auf die Besucherstege der voestalpine Produktionsanlagen, zum Schwumm ins Hummelhofbad und zur puristischen Pfarre St. Franziskus, die als Passivbau mit Himmelsblick weitender Glasfassade am Landschaft spiegelnden Wasser ganz im Sinn ihres Patrons ist. Eine Grieskirchner Expedition hat die Kirche in Gallspach (siehe Furche Nr. 15) zum Ziel, Gmunden lädt frei nach Psalm 19 "sich in den Himmel schaukeln und dem Erzähler zuhorchen" zum Luftschaukeln.

Salzburg stimmt zwei Tage die von Künstler Otto Beck, Architekt Max Rieder und Schülern des Akademischen Gymnasiums erarbeitete "Liturgie vom Bauen" an. Dreißig rot-weiß-rote Bockleitern werden zu Lesungen aus Rudolfs Schwarzbuch "Von der Bebauung der Erde", dem Auftritt eines Chorals der Heimwerker genutzt. Diverse Architekturspaziergänge legen an Salzburger Plätzen Baugeschichte frei und arbeiten so Vergangenheit auf.

In Wien werden Bezirkstouren zu je zwei Bauten und in ein offenes Atelier zum Sesam-öffne-dich für Privathäuser, Büros, Praxen, Betriebe und öffentliche Bauten, die sonst nicht jedem ihr Inneres preisgeben. Unter anderem sind das umgebaute Palais Herberstein, das Basiliskenhaus, der Himmel über der Wieden im Dachausbau mom, das erste Wiener Strohhaus zu entdecken, ausgedehnte Grätzeltouren der Gebietsbetreuung und Fußball gibt es außerdem: in einigen offenen Ateliers stehen Wuzzler.

Über die Grenzen hinaus

"Architektur von innen" lautet die Losung, die bis nach Bratislava gilt. In Tagestouren erschließen sich dort etwa die Zentrale der Unibanka, Sky boxes und lounges des Eishockeyclubs Slowan, der Wohnbau Platan oder das Privathaus Minimal. Über der Grenze ist auch der 11. Juni ein voller Architekturtag, der im Fest beim Slowakischen Architektenverein und der Architektenkammer ausklingt. Gäste sind willkommen.

Informationen: www.architekturtage.at

Kostenlose Infoline: 0800 676 120 1

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