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Als die Börsen krachten
Vor 65 Jahren, am 25. Oktober 1929, dem „Schwarzen Freitag“, krachte zunächst die Börse in New York. Kurseinbrüche von nie gekanntem Ausmaß ließen die Aktienkurse um bis zu 50 Dollar fallen. 13 Millionen Aktien wurden auf den Markt geworfen. Der Crash erlebte vier Tage später, am 29. Oktober, seinen Höhepunkt. In diesen Tagen hatten die Verluste eine Höhe von 50 Milliarden Dollar, damals 210 Millionen Reichsmark, erreicht.
Vieles hatte zusammengespielt: Agrarstaaten hatten sich nach dem Ersten Weltkrieg eine eigene Industrie aufgebaut, viele Währungen waren zu wenig gedeckt, die USA horteten das Gold, die überhöhten Reparationszahlungen des Deutschen Reichs übertrugen Kaufkraft ohne Gegenleistung - und Spekulanten hatten in den Jahren der Prosperity in den USA die Kurse in die Höhe gedrückt. Nun fielen sie ins Bodenlose. Hunderttausende kleiner Aktienbesitzer standen vor dem Nichts. Tausende von Unternehmungen waren bankrott.
Die Weltwirtschaftskrise griff von Amerika aus auf Europa über. Die Verschränkung der internationalen Kredit- und Zahlungsmechanismen riß die Banken mit in den Strudel.
Im Juli 1931 erreicht die Krise einen neuen Höhepunkt. Der internationale Zahlungsverkehr steht mehrere Tage lang still. In Deutschland stellt die Danat-Bank ihre Zahlungen ein, was einen Sturm auf alle Banken und Sparkassen auslöst. Die Zahl der Arbeitslosen tendiert gegen vier Millionen.
In Österreich muß die Regierung die Creditanstalt vor dem Zusammenbruch retten — dadurch wird der Bund Großaktionär der Bank. Hier gibt es zu Jahresbeginn 1932 423.000 vorgemerkte Arbeitslose - das Reservoir, aus dem Adolf Hitler seine Sturmscharen bildet.
VON ISABELLA MARBOE
■ ‘ \ aß die Kirche im Dorf
\ bleiben soll, weiß jeder. 1 Es ist ein bewährtes ■Konzept, in den neuen ■Stadterweiterungsgebie- I ten wieder Kirchen ein- / zuplanen. Trotz Wert
• S Verlust und allgemeiner Säkularisierung der Gesellschaft bilden die Pfarren im Krätzl oft auch heute noch wichtige soziale Zentren. Für das „Neue Wien“, das an den sogenannten Stadtentwicklungsachsen, wie der Brünnerstraße, dem Wienerberg, Jedlesee, Stadlau, dem Donaufeld oder dem Leberberg entsteht, ein Grund, im Dialog mit der Kirche neue Wege zu gehen.
Erstmals in der Geschichte eines delikaten bis leicht gespannten Gesprächsklimas arbeitet man zusammen. Die „Zeiten des städtebaulichen Grabenkampfes“ sind, wie der Leiter des diözesanen Bauamtes, Franz Ehrlich, weiß, zum Glück vorbei. Die Kirche Franz von Sales in der Per-Albin-Hanssou-Siedlung- West beispielsweise, die fast im Zwickel der Autobahn liegt, wurde vom regen Baugeschehen ins attraktive Zentrum geholt. „Gottesfügung“, lächelt Ehrlich.
Die Erzdiözese oder der Kirchenbauverein, eine Institution, die jährlich ein Kirchen-Bauvorhaben aus Spenden und Beiträgen errichtet, finanzieren das Gotteshaus. Die Gemeinde bietet als Bodenbereitstellungsorganisator faire Grundstückspreise, auch bei Anliegerleistungen arbeitet man zusammen. Als Nebenprodukt dieser koordinierten Pia-, nung in Neubaugebieten kann Wien nun auf einige wunderschöne „junge“ Kirchen stolz sein. Moderne Architektur, die noch viel mehr ist, als nur Hülle oder Bau-Volumen.
Mit der Kirche „Zu den Heiligen Kyrill und Method“ entsteht als „Tor zum Osten“ weit draußen auf der Brünnerstraße (Weihbischof Christoph Schönborn bei der Grundsteinlegung) eine echte „Herzeigkirche“, die bald zu Wiens Mekkas von Architekturtouristen und Studenten zählen wird.
Otto Häuselmayer hat sie entworfen. Städtebaulich markant, soll sie in einem kontemplativ beseelten Raum Gebet, Meditation und den Rückzug aus einer hektischen Welt ins eigene Innere ermöglichen, wie es die alten Vorbilder auch tun. Um 1,40 Meter erhöht, prägt sie den Platz und schafft sich auch im Inneren neue Möglichkeiten: einen belichteten Kellerraum, der für Kommunikation, Konzerte und F’este der Jugend dienen kann. Eine Empore im Inneren, unterverspannte Dreigelenkbinder, die in drei Ebenen ein räumliches Tragwerk bilden, das mit starker Symbolkraft über dem ruhig gefaßten Raum schwebt, Doppel - stützen, die alles halten.
Der freie Durchblick auf den March feldkanal, die offene Galerie, das auskragende Dach, das die auf dem Vorplatz plaudernde Gemeinde schützt, die ehrliche, mit ihrem Kräfteverlauf sichtbare Konstruktion: alles strahlt Vertrauen in Gott und die Welt aus. An 180 bis 220 Sitzplätze ist gedacht, der tatsächliche Bedarf zählt zu den unvorhersehbaren Faktoren im Planungsprozeß.
KIRCHE, SCHULE, KINDERGARTEN
Wird doch dort, wo sich vor kurzem noch Fuchs und Hase gute Nacht sagen konnten, ein neuer Stadtteil mit 3.500 Wohnungen aus der Erde gestampft. Etwa 15.000 Menschen, die einander noch nicht kennen, werden hier siedeln. Ein prominenter Priestername könnte für reges Pfarrleben sorgen: Pater Georg Sporschill wird die Straßenkinder Rumäniens gegen wohlstandsverwahrloste Wiener eintau- sehen. Mangelnder Infrastruktur und Sozialisation, Hauptproblemen der Stadterweiterung, will man so die Stirn bieten.
Auch die Kirche auf dem Otto- Probst-Platz am Wienerberg ist von Otto Häuselmayer. Mit Gustav Peichls Schule und Heinz Tesars Kindergarten bildet sie einen echten Dorfplatz und gibt ihm die erhebende Note, mit der ein beseelter Sakralbau seine profane Umgebung bereichert. Immerhin kann der Pfarrer der dortigen „Emmaus-Kirche“ nach zweieinhalb Jahren mit 120 Meßbesuchern rechnen, etwa 30 Kinder tauft er pro Monat.
Fleinz Tesar baut ebenfalls eine Kirche. Sein Bauherr ist nicht der tiefgläubige Kardinal Hans Hermann Groer, sondern die sehr lebendige evangelische Gemeinde Klosterneuburg. Im Grünen, ans alte Gemeindezentrum anschließend, wird eine repräsentative Kirche entstehen. Flexibilität heißt das oberste Gebot.
Die Finanzierung erfolgt durch Spenden und Sponsoren. Ein eiförmiger, ovaler Grundriß, der sich zur schönen alten Linde und nach Süden mit vielen Fensterlöchem in der gewölbten Fassade öffnet, läßt viele Nutzungen zu. Die schwungvolle Verlängerung einer Wand bildet zu fleich Vorbereich und Eingang. Das Lima zwischen Bauherrn und Architekten war sehr gut, ein Planungsprozeß von fast drei Jahren und mehrere Entwürfe zeigen das f-oße Bemühen um gegenseitiges erständnis.
Das ist allerdings nicht immer so, wie die Kirche am Leberberg zeigt. Beim von der Erzdiözese Wien ausgeschriebenen Wettbewerb wählte die Jury vorerst den Entwurf des evangelischen Architekten Thetter, der sich aus einer Hand beider Kirchen in Form „ökumenischer Glaskuben“ angenommen hatte. Der Kardinal aber zog klare Grenzen vor: er wählte Dombaumeister Wolfgang Zehetners ovalen, von einer ansteigenden Mauer umwickelten Bau in konservativer Steinbauweise. Er drücke das Selbstverständnis der Kirche am besten aus, weil er sich vom benachbarten evangelischen Projekt abhebt.
Man fühlt sich eben weniger wohl in einem evangelischen Haus aus Glas.
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