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Blick in irdische Paradiese

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Daß das ganze Land Tirol - und nicht nur sein klimatisch begünstigter Süden - eine bedeutende Gartentradition und eine Vielzahl herausragender Anlagen besaß und auch noch besitzt, darauf macht eine von der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten initiierte Ausstellung in Innsbruck aufmerksam und bezieht folgerichtig durch entsprechende Hinweistafeln die Anlagen selbst mit ein. Geht es doch darum, in der in Österreich gesetzlich schwierigen Situation der Zuständigkeiten zwischen Bundesdenkmalamt und Bundesgärten das allgemeine Bewußtsein dafür zu schärfen, daß historische Gärten aufgrund ihres sich stets verändernden Charakters stärker in ihrer Extistenz bedroht sind als andere Kuluturdenkmäler.

Als „irdische Paradiese” sind sie aus Freude, zur Kontemplation, aus botanischem Interesse oder für repräsentative und gesellschaftliche Anlässe entstanden und zeugen von der Sehnsucht nach südlichem Ambiente, nach exotischen und ausgefallenen Pflanzenarrangements in einer rauheren Region, vor allem aber von vielfältigen politisch bedingten Einflüssen aus Burgund und Italien, aus Spanien und damit auch aus dem arabischen Bereich, besonders unter Ferdinand I. und Ferdinand II..

Der Park von Schloß Ambras, entstanden in Anlehnung an den habs-burgischen Königsgarten in Prag und mit Wasserscherzen um 1570 und damit Jahrzehnte vor jenen in Hellbrunn angelegt, zeigt die noch junge Rekonstruktion eines Renaissancegartens nach einem Idealplan des Prager Hofgärtners Hans Puechfeldner, der seine Ideen an Musterbüchern des berühmteren Vredeman de Vries geschult und fortentwickelt hat.

Die weitläufigen Hofgartenanlagen „Ruhelust” in Innsbruck mit sechs Teilgärten und einem Irrgarten haben im Laufe der Zeit die empfindlichsten Veränderungen erfahren: als bloßer Nutzgarten im Zuge der Auslassung der Hofhaltung, späte Barockisierung unter Maria Theresia und schließlich, nur in Ansätzen später realisiert, die große neue Idee eines Landschaftsgartens durch den führenden Gartenarchitekten Ludwig Friedrich von Sekell aus München 1810. Hier setzt die aktuelle Planungsarbeit des Parkpflegewerkes der Abteilung für Gartenarchitektur des Bundesdenkmalamtes ein, um dem heute bestehenden Hofgarten zu einem gepflegten Gesamtbild zu verhelfen. Die historischen Gärten in Innsbruck und Umgebung sowie in Südtirol sind ein kostbares kulturelles Erbe, das es in besonderem Maße zu schützen und zu pflegen gilt. irdische Paradiese, bis 5. Oktober, Tiroler Volkskunstmuseum Innsbruck.

Ein umfangreiches Führungsprogramm von Per Pedes bezieht historische Gärten in Tirol ein.

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