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Caritas: Fünfjahresprogramm

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Auch im Jahre 1968 ist ein Rückblick auf den Beginn der Caritasarbeit im Jahre 1945 von Bedeutung. Wie so viele Menschen und Familien, stand auch die Caritas Linz im Jahre 1945, das manche auch das Jahr Null nennen, vor dem Nichts und begann, wie der einzelne, mit Gottvertrauen und Mut ihre Arbeit. Mit Freude schauen wir heute das, was nun sichtbar und meßbar ist, von diesem Aufbau: das Caritashaus Linz, Seilerstätte 14, als Herz und Gehirn der Caritasarbeit des ganzen Landes mit seinen Referaten und Werken zur Beratung und Hilfe jeder nur denkbaren menschlichen Not an Leib und Seele, die rund fünfhundert Pfarrcaritasstellen — gleichsam Filialen der Diözesancaritas — allüberall im Land mit pulsierendem Leben, die 160 von der Caritas geführten und betreuten Kindergärten, die großen Einrichtungen der körperlichen und seelischen Rehabilitation, das Caritas-Kinderdorf St. Isidor für körperlich, geistig, sprach- und gehörbehinderte Kinder, mit seinen drei allgemeinen Landessonderschulen, das Institut St. Pius für Schwerbehinderte Kinder mit Landessonderschule und beschützender Werkstätte in Steegen- Peuerbach, das St.-Elisabeth-Heim für behinderte schulentlassene Mädchen zur Erlernung des Damenkleidermacher- und Strickerinnen- berufes und zur Anlernung im Wäschewarenerzeugergewerbe in Gailneukirchen, das Jugendheim für Buben mit Landessonderschule in Steyr-Gleink, das Caritas-Mütter-, Säuglings- und Kinderheim St. Josef für ledige Mütter, deren Kinder (Säuglinge) und für Kleinkinder in Linz, das Kindererholungsheim St. Wilbrig in Obersöhlierbach, das Studentenheim „Guter Hirte“ in Linz, das Schülerheim in Windischgarsten, das Lehrmädchenheim in Linz, das Jugendwohnheim in Linz, das Kurhospiz für Bedürftige in Bad Hall, das Altersheim in Bad Hall, für die verschiedenen Anliegen und Aufgaben, SOS-Gemeinschaft, Familienhilfe, Bahnhofsmission, Kindererholungsaktionen usw. — es ist nicht möglich, in diesem Rahmen alles anzuführen. Nicht sichtbar und meßbar, oft auch entzogen statistischer Erfassung, so vieles, was geschehen von Mensch zu Mensch und von Herz zu Herz.

Unser schönes Oberösterreich ist wahrhaftig reicher geworden durch die Arbeit der Caritas in diesen Jahren. Dies also ist Arbeit und Leistung der Caritas und nicht wie eine gewisse Greuelpropaganda immer wieder behauptet, die Unterstützung arbeitsscheuer und unsozialer Elemente. Ein so weitgespanntes sozial-caritatives Hilfswerk braucht neben den Menschen, die es mit Idealismus und Nächstenliebe tragen, auch Geld, Geld und wieder Geld.

Die Caritas Linz ist gewohnt, die beiden großen Sammlungen, die vor allem dieses Hilfsprogramm ermöglichen sollen — die Haussammlung und die Elisabethsammlung — unter einen zugkräftigen Leitgedanken zu stellen, der bei der Vorbereitung und Propaganda konsequent und zielbewußt durchgeführt wird. Wir bemühen uns, den Leitgedanken immer mitten ins Leben zu stellen. So ist es begreiflich, daß der Leitgedanke der Haussammlung im Jahre 1965, da sich der Österreicher auf 20 Jahre Wiederaufbau und 10 Jahre Freiheit seit dem Geschenk des Staatsvertrages besann, in großen, rotweißen Plakaten mahnte: „Caritas-Haussammlung 1965 — Unser DANKOPFER für 20 Jahre Freiheit und Friede, Aufbau und Wohlstand.“

Im Jahre 1966 war der Leitgedanke an spruchsvoll und zeigte ein weitgestecktes Ziel, das jedoch auch heute noch der tatsächlichen Situation entspricht: „CARITAS FÜR ALLE — ALLE FÜR DIE CARITAS.“ Die Caritas ist für alle da, für jung und alt, arm und reich, Stadt und Land. Sie fragt nicht nach Nation, Religion und Parteibuch. Entscheidend ist für sie der leibliche oder seelische Notstand, in dem sich ein Mensch, eine Familie befindet. Hundertfach ist die Erfahrung, daß auch der Gutsituierte, der finanziell Gesicherte über Nacht in die Lage kommen kann, auf Rat und Hilfe der Caritas, auf eine Einrichtung der Caritas angewiesen zu sein, wie Familienhilfe, Einrichtungen für behinderte oder schwererziehbare Kinder, Altershilfe, Krankenhilfe, Fahrstuhlaktion usw.

Seit 1966 ist nun dies immer wieder das zweite Leitmotiv unserer Sammlungen, auch wenn der Jahresgedanke wechselt, der heuer ein Pauluswort aus dem Galaterbrief war, der wieder in einem, wie wir glauben, besonders wohlgelungenen Plakat auch in der Öffentlichkeit, auf allen Bahnhöfen und in den Kinos zu sehen war: „LASST UNS NICHT MÜDE WERDEN, GUTES ZU TUN.“ Es schien uns auch als ein Beitrag zum Bibelapostolat, daß der vorbeihastende Mensch mit einem Wort der Heiligen Schrift konfrontiert wurde

Den Gedanken „Caritas für alle — alle für die Caritas“ wollen wir bis zum Jahre 1967 in unserer Aufklärung und Propaganda fest- halten. Das Jahr 1970 ist ein Jubiläumsjahr, da dann 25 Jahre Nachkriegsarbeit der Caritas voll werden. Wir möchten bis zu diesem

Jahr ein umfangreiches sozial-caritatives Programm in der persönlichen Fürsorge für den einzelnen, wie auch in der Unterbringung von Notfällen in den zweckentsprechenden Einrichtungen wenigstens zu einem gewissen Abschluß bringen, wenn uns auch bewußt ist, daß es in der Caritasarbeit kein Ausruhen und kein Fertigwerden gibt. Es wird aber unser ganz besonderes Bestreben sein, mit Hilfe der ganzen Öffentlichkeit und jedes einzelnen den planvollen Aufbau eines großen und dem ganzen Land zugute kommenden sozial-caritativen Werkes zum Segen der Ärmeren und Schwächeren, zur Hilfe für den kleinen Mann, zum Schutz der Verratenen und Verzweifelnden — dann auch das gibt es in unseren Tagen — weiterzuführen. Die Caritas hält es für ihre heilige Pflicht, für diese Armen und Schwachen kraftvoll einzutreten, weil sie es selbst nicht können. Wenn schon soziale Sicherheit für so viele, wenn schon Wohlstand im Land, dann darf es keine Stiefkinder dieser Sicherheit und dieses Wohlstandes geben, sondern nur Lieblingskinder.

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